GRENZGÄNGER
Das Themenheft „Grenzgängermobilität“ besteht aus einem Gesamtüberblick des Grenzgängeraufkommens in der Großregion und einer detaillierten Darstellung jeder Teilregion.
Kernaussagen aller Kapitel finden Sie unten stehend, außerdem können Sie das gesamte Heft als pdf downloaden.
Grenzgänger Großregion
Auch im Jahr 2017 zählte die Großregion wieder mehr grenzüberschreitende Arbeitnehmer als in den Jahren zuvor. Seit der Wirtschafts- und Finanzkrise ist der stetige Aufwärtstrend allerdings in seiner Dynamik gebremst: bis 2008 fielen die jährlichen Veränderungsraten mit rund 5% bis 7,5% wesentlich höher aus als in den Folgejahren (0,6% bis 2,4%). Allerdings ist es seit 2014 festzustellen, dass der Anstieg des Grenzgängeraufkommens in die Teilregionen der Großregion (ohne Lothringen) von Jahr zu Jahr höher war als im Vorjahr. So ist die Grenzgängerzahl 2016 und 2017 um 2,7 bzw. 3,1% gestiegen. Insgesamt verzeichnete die Großregion 2017 über 230.000 grenzüberschreitend mobile Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (Einpendler). Die Schweiz ist das einzige Land in Europa, in dem mehr Berufspendler mit ausländischem Wohnsitz beschäftigt sind. Über die Hälfte aller Grenzgänger im Gebiet der Großregion kam aus Frankreich und mehr als drei Viertel aller Grenzgänger arbeiteten in Luxemburg. Die stetige Intensivierung der grenzüberschreitenden Arbeitnehmermobilität in der Großregion ist jedoch nicht in allen Teilgebieten zu beobachten. Der allgemeine Anstieg der Grenzgängerzahlen seit 2007 um über ein Drittel lässt sich insbesondere auf die Entwicklungen in Luxemburg (+35,6% Einpendler) und der Wallonie (+20,5% Einpendler) zurückführen. Die deutschen Bundesländer hingegen registrieren im gleichen Zeitraum einen Rückgang der einpendelnden Arbeitnehmer, die zum Großteil aus Frankreich kommen (Saarland: -18,4%; Rheinland-Pfalz: -9,8%).
Grenzgänger Luxemburg
Luxemburg bleibt nach wie vor Hauptanziehungspunkt der Grenzgänger in der Großregion. Im Jahr 2017 waren 180.000 Einpendler im Großherzogtum beschäftigt, von denen rund die Hälfte in Frankreich und jeweils ein Viertel in Deutschland und Belgien wohnhaft war. Zeigt die Entwicklung der Grenzgängerbeschäftigung in Luxemburg seit Jahrzehnten kontinuierlich nach oben, sind zwischen 2007 und 2017 insbesondere die Einpendlerzahlen aus Deutschland rapide angestiegen (+42%). Im gleichen Zeitraum stiegen die Zahlen aus Belgien und Frankreich um 27 bzw. 37%. Auch während der Wirtschafts- und Finanzkrise wuchsen die Zahlen aus den beiden deutschen Bundesländern spürbar an, während die Grenzgängerströme aus Belgien und Frankreich nahezu stagnierten. In den Folgejahren zeigten die Einpendlerströme aus allen Regionen ähnliche Wachstumsraten, wenn auch weiterhin auf niedrigerem Niveau als zu Vorkrisenzeiten.
Grenzgänger Lothringen
Die französische Region Lothringen bleibt mit insgesamt ca. 112.000 Auspendlern das wichtigste Herkunftsgebiet grenzüberschreitend mobiler Arbeitnehmer in der Großregion. Obwohl seit 2014 laut der Daten von INAMI in der Wallonie jährlich durchgehend weniger in Frankreich ansässige Arbeitnehmer als im Vorjahr registriert wurden (2014: -1,6%; 2015: -0,5%; 2016: ‑0,2%), stieg diese Zahl im Jahr 2017 wieder (+1,7%). Der Strom aus Frankreich in Richtung Saarland, welcher INSEE-Schätzungen zufolge zu fast 91% aus in Lothringen wohnenden Personen besteht, ist bereits seit 2001 tendenziell rückläufig. So sind 2017 2% weniger lothringische Grenzgänger ins Saarland gependelt als im Vorjahr. Der Negativtrend des bedeutend kleineren Grenzgängeraufkommens nach Rheinland-Pfalz setzte sich unvermindert fort. Bis Ende der 1980er Jahre waren die beiden deutschen Bundesländer noch das bevorzugte Zielgebiet, danach wurden sie von Luxemburg durch den dortigen Aufschwung im Dienstleistungssektor abgelöst. Seitdem pendelten immer mehr Lothringer ins Großherzogtum ein.
Grenzgänger Rheinland-Pfalz und Saarland
In den deutschen Bundesländern trifft der Rückgang der aus Frankreich kommenden Einpendler beide Regionen vergleichbar: Das Minus von 21% bzw. 19% verglichen mit dem Jahr 2000 in beiden Bundesländern entspricht im Saarland einem Rückgang von circa 4.500 Personen und in Rheinland-Pfalz 1.000 Personen. Zukünftig wird dieser Trend sich voraussichtlich verstärken, da die älteren Altersgruppen (im Alter von 55 Jahren und mehr) unter den grenzüberschreitend mobilen Arbeitnehmern anteilsmäßig immer mehr an Gewicht gewinnen – diese scheiden mittelfristig aus dem Erwerbsleben aus und können sich statistisch nicht verjüngen, da die nachfolgenden Grenzgängergenerationen den luxemburgischen Arbeitsmarkt vorziehen. Dieser luxemburgische Arbeitsmarkt gewinnt auch für die Arbeitskräfte aus den beiden deutschen Teilgebieten immer mehr an Bedeutung. Im Saarland wuchs die Zahl der Luxemburg-Pendler in den vergangenen zehn Jahren von circa 5.600 auf 9.000 Personen (+60%). In Rheinland-Pfalz stieg der Grenzgängerstrom in Richtung Großherzogtum um 44% auf inzwischen 32.600 Personen an.
Grenzgänger Wallonie und DG Belgien
Der Einpendlerstrom in die Wallonie hat in den Jahren 2014 und 2015 zum ersten Mal leicht abgenommen, wobei die Wachstumsrate zwischen 2016 und 2017 wieder stieg. Insgesamt pendelten 2017 30.070 Personen in die Wallonie, von denen über 96% in Frankreich wohnhaft waren. Demgegenüber steht ein Auspendlerstrom von circa 53.100 Grenzgängern, der sich mit einem Anteil von über 77% stark auf den luxemburgischen Arbeitsmarkt konzentriert. Unter ihnen kamen fast 4.000 Arbeitnehmer aus der DG Belgien und stellten damit 7,5% der Arbeitnehmer aus der Wallonie dar, die 2017 täglich nach Luxemburg gependelt sind.