SITUATION DES ARBEITSMARKTES
Das Themenheft „Situation des Arbeitsmarktes“ umfasst die zwei Bereiche Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit.
Kernaussagen aller Kapitel finden Sie unten stehend, außerdem können Sie das gesamte Heft als pdf downloaden.
Erwerbsquote
Nach den Daten der EU-Arbeitskräfteerhebung umfasste im Jahr 2017 die Erwerbsbevölkerung in der Großregion über 5,3 Millionen Personen, was einer Erwerbsquote im Jahr 2017 von 70,7% entspricht. Die Differenz zwischen der Region mit der geringsten Erwerbsquote (Wallonie: 63,3%) und der Region mit der höchsten Rate (Rheinland-Pfalz) betrug 14 Prozentpunkte im Jahr 2017.
Auch im Jahr 2017 blieb in der Großregion die weibliche Erwerbsquote noch immer deutlich hinter der männlichen zurück. Die Differenz lag bei 8,7 Prozentpunkten
Aufgrund der demografischen Veränderungen rückt die Arbeitsmarktsituation Älterer zunehmend in den Blickpunkt. In der Großregion lag die Erwerbsquote der 55- bis 65-Jährigen 2017 mit 60,3% deutlich höher als die der Jugendlichen.
Beschäftigungsquote (am Wohnort)
Eines der Kernziele der Strategie „Europa 2020“ lautet, die Beschäftigungsquote der 20- bis 64-Jährigen bis zum Jahr 2020 auf 75% zu erhöhen. Insbesondere junge Menschen, ältere Arbeitnehmer und gering qualifizierte Arbeitskräfte sollen intensiver am Erwerbsleben beteiligt und Migranten besser integriert werden. Im Jahr 2017 belief sich die Beschäftigungsquote in der Großregion auf 70,7% und lag somit unter dem europäischen Durchschnitt von 71,3%. Auf großregionaler wie europäischer Ebene sind also noch einige Anstrengungen zu unternehmen, um die Zielmarke von 75% zu erreichen.
Die Zunahme der Beschäftigungsquote verlief in den vergangenen Jahren nur stockend: Seit 2007 ergab sich im Kooperationsraum ein Plus von 1,7 Prozentpunkten. Dieser Anstieg ist auf Zuwächse bei der weiblichen Beschäftigung zurückzuführen (+4,4 Pp; Männer: -0,9 Pp). Dennoch lag der „Gender Gap“ 2017 noch immer bei 5,2 Pp.
Arbeitnehmerbeschäftigung (am Arbeitsort)
In der Großregion lag im Jahr 2016 die Gesamtzahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Arbeitsort bei knapp über 4,4 Millionen Menschen; das sind 2,3% aller Erwerbstätigen der EU-28. Zwischen 2000 und 2016 entwickelte sich das Beschäftigungswachstum in der Großregion bei den Arbeitnehmern (+10,4%) ähnlich wie auf Ebene der EU-28 (+10,9%).
Die Betrachtung der Verteilung der Arbeitnehmerbeschäftigung in der Großregion nach Wirtschaftssektoren zeigt, dass sich die Anteile der Arbeitnehmer weiter in Richtung der Dienstleistungsbranche verschoben haben. Im Jahr 2016 waren drei Viertel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im tertiären Sektor tätig, während auf den sekundären Sektor nur noch knapp ein Viertel entfielen. Der primäre Sektor stellte rund 0,8% aller abhängig Beschäftigten.
Arbeitslosigkeit nach Eurostat
Die Arbeitslosenquote betrug 2017 in der Großregion 6,7% und lag damit 0,9 Prozentpunkte unter dem europäischen Niveau (7,6%). In der Großregion ist die Arbeitslosigkeit seit 2007 um 2,8 Pp zurückgegangen. Innerhalb des Kooperationsraums verzeichnet Lothringen mit 11% die höchste Arbeitslosigkeit, Rheinland-Pfalz mit 3,3% die niedrigste. Seit 2010 erlebten die deutschen Regionen eine Entspannung der Arbeitslosigkeit, während der Anstieg in Lothringen und in Luxemburg am stärksten ausfiel.
Arbeitslosigkeit nach Statistiken der Arbeitsagenturen
Die Definitionen der Arbeitslosenkategorien sind in den einzelnen Ländern unterschiedlich: Sie sind mehr oder weniger weit gefasst, verwenden stark unterschiedliche Termini und sind abhängig vom System für die Arbeitsvermittlung und die aktuelle Arbeitslosenversicherung. Zwar entspricht das Bild des Arbeitslosen ohne Erwerbstätigkeit, der auf der Suche nach einer (Vollzeit) Beschäftigung und einem unbefristeten Arbeitsverhältnis und sofort verfügbar ist, immer noch der Norm (dem Volumen nach), doch ist es aufgrund der immer komplexer werdenden Situationen, die auf dem Arbeitsmarkt herrschen, Änderungen unterworfen. Angesichts der explosionsartigen Zunahme der Zeitarbeit und unsicherer Beschäftigungsarten werden immer mehr Arbeitslose speziellen Kategorien zugeordnet. Sie üben zum Beispiel über einen mehr oder weniger langen Zeitraum eine Teilzeitbeschäftigung aus oder werden als Teilnehmer arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen (Praktika, Schulungen, etc.) nicht berücksichtigt. Zwischen Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Nichterwerbstätigkeit gibt es heute eine Vielzahl von Zwischensituationen. Unterbeschäftigte sind diejenigen, die erwerbstätig sind, z.B. Teilzeitbeschäftigte, die aber mehr arbeiten möchten und dafür zur Verfügung stehen oder aufgrund von Kurzarbeit oder technischer Arbeitslosigkeit weniger als üblich arbeiten. Die verdeckte Arbeitslosigkeit betrifft Nichterwerbspersonen, die arbeiten wollen, aber nicht als arbeitslos im Sinne der ILO gezählt werden, entweder weil sie keine Arbeit suchen oder weil sie nicht unmittelbar für Arbeit verfügbar sind.
Laut den Zahlen der Arbeitsagenturen waren 2018 rund 550.000 Arbeitslose in der Großregion gemeldet (Durchschnitt der ersten acht Monate des Jahres 2018). Um eine fast vergleichbare Zahl zu finden, muss man bis 2011 oder 2007 zurückgehen. Nicht alle Regionen verzeichnen dabei die gleiche Entwicklung. Die Wallonie, Rheinland-Pfalz und das Saarland verzeichnen für das Jahr 2018 die geringste Zahl von Arbeitssuchenden seit über 20 Jahren. Andererseits ist in Luxemburg und noch mehr in Lothringen ein Rückgang der Arbeitssuchenden zu verzeichnen, aber das erst seit kurzem. In Lothringen ist diese Ver-änderung des Trends in Bezug auf die Arbeitslosigkeit angesichts der Anzahl der betroffenen Menschen allerdings noch sehr relativ zu bewerten und von eher mäßigem Umfang.