Seit den 1970er Jahren werden im Kooperationsraum immer weniger Kinder geboren: Gab es 1970 noch mehr als 150.000 Geburten, so waren es 2000 lediglich rund 120.000. Zwischen 2013 und 2016 konnte der Rückgang des natürlichen Saldos leicht abgeschwächt werden, allerdings gingen die Geburtenzahlen bis 2022 wieder zurück auf rund 106.900 - mit einem einmaligen Anstieg in 2021 auf 111.300 Geburten. Seit 2002 übersteigt zudem die Zahl der Sterbefälle die der Geburten in der Großregion, so dass es seitdem zu einer natürlichen Abnahme der Bevölkerung kommt. Im Jahr 2022 standen im Kooperationsraum 139.300 Sterbefällen insgesamt 106.900 Geburten gegenüber.
Lebendgeborene (ORANGE) und Gestorbene (BLAU), in 1.000, 1970 - 2022
Quellen: Rheinland-Pfalz, Saarland: DESTATIS; Lorraine: INSEE; Luxembourg: Statec; Wallonie, DG Belgien: Statbel
Berechnungen: IBA·OIE
Über den gesamten Zeitraum 2000 bis 2022 belief sich das Defizit des natürlichen Saldos auf 161 Personen je 10.000 Einwohner; zwischen 2021 und 2022 betrug das Minus 47 Personen je 10.000 Einwohner. Im Durchschnitt der 27 europäischen Mitgliedstaaten fiel die Bilanz in der mittelfristigen (2000-2021) wie auch in der kurzfristigen Betrachtung negativ aus (-38 bzw. -52 Personen je 10.000 Einwohner, 2020-2021).
Durch Zuwanderung kann dieses Phänomen auf großregionaler Ebene aber ausgeglichen werden (+756 je 10.000 Einwohner, 2000-2022), ebenso verläuft der Trend in Rheinland-Pfalz und im Saarland. In Lothringen ist es genau umgekehrt: stetigen Wanderungsverluste werden durch hohe Geburtenüberschüsse kompensiert. Die Wallonie, die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens und insbesondere Luxemburg weisen nach wie vor für beide Aspekte eine Aufwärtsentwicklung aus. Das Saarland verzeichnet in letzten Jahren einen, im Vergleich zu 2000er Jahren, sehr positiven Zuwanderungssaldo, leidet aber nach wie vor unter einer extrem niedrigen Geburtenrate. Die Bevölkerung im Saarland schrumpfte im Vergleich zum Jahr 2000, während Rheinland-Pfalz ein leichtes Plus verzeichnete.
Entwicklung der Bevölkerung, Salden je 10.000 Einwohner
Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: Statistische Ämter der Großregion plus eigene Ergänzungen
Es sind aber vor allem die Zu- und Abwanderungen, die in Zeiten rückläufiger Geburtenraten und wachsender räumlicher Mobilität auf regionaler, nationaler wie internationaler Ebene die Bevölkerungsdynamik insgesamt bestimmen. Sie sind viel stärker als die natürliche Bevölkerungsentwicklung von wirtschaftlichen, politischen und sozialen Entwicklungen abhängig und gelten daher nicht zuletzt als Indikator für die Attraktivität eines Landes bzw. einer Region. Wanderungen haben darüber hinaus aufgrund ihrer ausgesprochen selektiven sozio-demografischen Struktur meist spürbare Effekte auf den Alterungsprozess und die Internationalisierung und beeinflussen so wesentlich Ausmaß und Richtung des demografischen Wandels.
Ausländischen Bevölkerung, zum 1. Januar 2021 (*Lorraine 2019), in %
Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: Saarland, Rheinland-Pfalz: DESTATIS; Lorraine: INSEE; Luxembourg: STATEC; Wallonie, DG Belgien: STATBEL
Im Saarland stieg Ende der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre der Anteil der ausländischen Bevölkerung von 4,5% auf rund 7% an, stagnierte zu Beginn der 2000er Jahre und war bis 2011 sogar rückläufig. In den vergangenen Jahren ist nun jedoch ein Anstieg zu bemerken, Anfang 2021 betrug der Anteil 13,1%. Über drei Viertel aller Ausländer kommen aus EU-Staaten. Die größte Gruppe stellen Personen italienischer Staatsangehörigkeit (27,7%), gefolgt von Türken (15,4%), Rumänen (13,3%), und Franzosen (10,3%). Ein Blick auf die Altersstruktur zeigt, dass 2021 im Saarland 19,2% aller Ausländer jünger als 20 Jahre waren.
Lothringen weist mit einer Quote von 6,0% (2019) den niedrigsten Ausländeranteil aller Teil-gebiete der Großregion auf. Allerdings liegt der Anteil der unter 20-Jährigen an der ausländischen Gesamtbevölkerung mit 20,1% auf einem ähnlich hohen Niveau wie in den anderen Teilregionen. Der Anteil Italiener und Algerier an der lothringischen Bevölkerung liegt bei rund 16%, es folgt die Bevölkerung deutscher und portugiesischer Herkunft mit einem Anteil von rund 14% und über 11% stellen jeweils die Türken und Marokkaner.
In Luxemburg hat sich seit 1970 die ausländische Bevölkerung mehr als vervierfacht; ihr An-teil erreicht 2021 einen Wert von 47,2% der luxemburgischen Einwohnerschaft. Fast alle von ihnen kommen aus einem EU-27-Mitgliedstaat, wovon 43,2% Portugiesen, 22,2% Franzosen, 10,8% Italiener, 9% Belgier und knapp 6% Deutsche sind. Die ausländische Bevölkerung Luxemburgs ist eine der jüngsten innerhalb der anderen Teilregionen: 20,3% sind unter 20 Jahre alt.
Rheinland-Pfalz hat zwischen Ende der 1980er und Ende der 1990er Jahre einen starken Anstieg seiner ausländischen Bevölkerung erlebt. Danach haben sich die Zahlen stabilisiert und steigen seit 2011 wieder an. 2021 lag der Anteil der ausländischen Bevölkerung bei 12,5%. Fast drei Viertel davon kamen aus einem Mitgliedsland der EU. Die Migranten sind hauptsächlich türkischer (22,3%), polnischer (16,9%), rumänischer (16,3%) und italienischer (120%) Herkunft. 17,9% der in Rheinland-Pfalz ansässigen Ausländer sind unter 20 Jahre alt.
In der Wallonie reduziert sich seit Anfang der 1980er Jahre sich die Anzahl der Einwohner ausländischer Herkunft unterbrochen von kurzen Wachstumsperioden. Im Jahr 2021 lag der Anteil der Ausländer bei 10,4%. Die Einwanderer sind hauptsächlich italienischer (34,7%) und französischer (31,1%) Herkunft. Der Anteil der unter 20-Jährigen an der ausländischen Gesamtbevölkerung der belgischen Region beträgt 16,5%.
Auch in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens steigt der Anteil der ausländischen Bevölkerung seit Jahren stetig an, 2021 beläuft sich dieser auf 21,3%. Den größten Anteil davon stellen mit 85,3% die Deutschen. Es folgt mit großem Abstand und einem Anteil knapp über 2% die Türken, Polen und Rumänen, gefolgt von den Luxemburgern und Franzosen (jeweils 1,7%). Der Anteil der unter 20-Jährigen an der ausländischen Bevölkerung für 2021 ist mit 20,5% der höchste innerhalb des Kooperationsraums.