Grenzgängerströme in der Großregion

Die grenzüberschreitenden Ein- bzw. Auspendlerströme werden von mehreren statistischen Ämtern verzeichnet. In den zwei folgenden Tabellen werden die Grenzgängerzahlen nach Wohnland und Quellen dargestellt. Die unterschiedliche Datenerhebungen erlauben leider keine vollständige Aussicht der Ströme für jeder Teilregionen und in alle Richtungen.

Karte der Grenzgängerströme in der Großregion 2022

* Daten berechnet mit aktuellen Zahlen der BA bzw. INAMI (2021) und dem Anteil der Lothringer an den französischen Auspendlern laut dem letzten Zensus in Frankreich (2019)
** 4.540 Personen davon wohnen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: IGSS; BA; INAMI; INSEE (Schätzungen)
Hinweise: Zum 30.06.2022 zählte das Saarland insgesamt 28.182 Einpendler aus Rheinland-Pfalz; in Rheinland-Pfalz arbeiteten zum gleichen Zeitpunkt insgesamt 18.826 Einpendler aus dem Saarland (Quelle: BA). Das Einzugsgebiet des grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes reicht über das Gebiet der Großregion hinaus. Das Grenzgängervolumen in der Großregion ist damit höher als die Gesamtzahl der Grenzgänger, die von einer Teilregion in eine andere pendeln.

Grenzüberschreitende Einpendler

Zum 30.06.2022 zählte das Saarland insgesamt 28.182 Einpendler aus Rheinland-Pfalz; in Rheinland-Pfalz arbeiteten zum gleichen Zeitpunkt insgesamt 18.826 Einpendler aus dem Saarland (Quelle: BA).

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: Deutschland, Saarland, Rheinland-Pfalz: Bundesagentur für Arbeit (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zum 30.06.2022); Lorraine: INSEE, BA, INAMI; Luxembourg: IGSS (Actifs occupés et salariés soumis à l’assurance sociale obligatoire au 31/03/2022); Belgique, Wallonie: INAMI (Actifs ainsi que les travailleurs indépendants au 30/06/2022);

Seit Jahrzehnten steigen die Pendlerzahlen in der Großregion weiter an und dies war in der Summe auch in den letzten Jahren wieder der Fall. Hauptgrund hierfür war der weiterhin attraktive Arbeitsmarkt des Großherzogtum Luxemburg, während der Einpendlerstrom in das Saarland und nach Rheinland-Pfalz zurückgegangen ist. Leider ist es nicht mehr möglich, die Einpendler nach Lothringen auszuweisen. Insgesamt zählte die Großregion als europäisches Kerngebiet im Jahr 2022 über 267.330 Grenzgänger. Lediglich in der Schweiz sind mehr Berufspendler mit ausländischem Wohnsitz beschäftigt[1]. Seit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 ist der stetige Aufwärtstrend allerdings in seiner Dynamik gebremst: bis 2008 fielen die jährlichen Veränderungsraten mit rund 5 % bis 7 % wesentlich höher aus als in den Folgejahren (0,6 % bis 2,4 %). Seit 2014 lässt sich ein von Jahr zu Jahr zunehmender Anstieg des Grenzgängeraufkommens in die Teilregionen der Großregion (ohne Lothringen) feststellen, mit Ausnahme von 2019. Aufgrund der Gesundheitskrise stiegen die Grenzgängerzahlen 2020 nur um 0,8 %, aber schon ab 2021 erreicht diese Entwicklung ihr Vorkrisenniveau und 2022 übertrifft sogar die Zahl von 2019.

Die stetige Intensivierung der grenzüberschreitenden Arbeitnehmermobilität in der Großregion ist jedoch nicht in allen Teilgebieten zu beobachten. Der allgemeine Anstieg der Grenzgängerzahlen seit 2012 um mehr als ein Viertel lässt sich insbesondere auf die Entwicklungen in Luxemburg (+38,1 % Einpendler) und der Wallonie in einem geringeren Ausmaß (+8,7 % Einpendler) zurückführen. Die deutschen Bundesländer hingegen registrieren im gleichen Zeitraum einen Rückgang der einpendelnden Arbeitnehmer, die zum Großteil aus Frankreich kommen vor allem ins Saarland (-26,1 % gegen -20,4 % in Rheinland-Pfalz).

[1] Ende 2022  zählte die Schweiz 380.800 Grenzgänger (ca. 7% der Beschäftigte), von denen über die Hälfte aus Frankreich (56%) und knapp ein Fünftel aus Deutschland (17%) kommt. Quelle: OFS – Statistiques des frontaliers (STAF) www.bfs.admin.ch/bfs/fr/home/statistiques/travail-remuneration/enquetes/staf.assetdetail.24310207.html  (21.02.2023)

Entwicklung der Grenzgängerbeschäftigung (Einpendler) in der Großregion

Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % 2012-2022

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: IGSS; BA; INAMI

Auch Umfang und Richtung der Grenzpendlerströme in der Großregion unterscheiden sich stark von Teilgebiet zu Teilgebiet: Arbeitnehmer aus Lothringen machen über die Hälfte aller großregionalen Berufspendler (54,7 %) aus. Das wichtigste Zielgebiet ist Luxemburg, wohin mehr als drei Viertel aller Grenzgänger einpendeln (81,0 %). Außerdem ist der wallonische Arbeitsmarkt für die Grenzgänger aus der Großregion von relativ großer Bedeutung: Über ein Viertel aller Auspendler stammte 2022 aus der Wallonie, gleichzeitig verliefen 12,2 % der Einpendlerströme in die belgische Teilregion. Die enormen Unterschiede zwischen den Teilgebieten erklären sich im Wesentlichen über die wirtschaftlichen Entwicklungen und die Arbeitsmarktsituationen in den Herkunfts- und Zielregionen. Die ausschlaggebenden individuellen Motive sind dabei das jeweilige Arbeitsplatzangebot sowie die entsprechenden Verdienstmöglichkeiten.

Die regionalen Unterschiede spiegeln sich auch in den Grenzgängersaldi wider. So weist Luxemburg einen positiven Pendlersaldo von ungefähr 215.585 Grenzgängern auf, der Jahr für Jahr zunimmt. Auch das Saarland verzeichnet einen Arbeitskräftegewinn (3.216 Personen). Die übrigen Teilregionen weisen negative Pendlersaldi aus (Wallonie: -29.204, Rheinland-Pfalz: -33.358), wobei insbesondere der Auspendlerüberschuss in Lothringen mit mehr als 134.000 Arbeitskräften überdurchschnittlich hoch ausfällt. Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass für Lothringen keine Daten zu Einpendlern verfügbar sind. Dies führt dazu, dass in diesem Falle das Pendlersaldo der Summe der Auspendler aus Lothringen entspricht.

Verteilung der Grenzgänger in der Großregion 2022

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: IGSS; BA; INAMI; INSEE (Schätzungen)

Anzahl der grenzüberschreitenden Einpendler 2012-2022

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: BA, INAMI, IGSS