Grenzgänger leben überwiegend in Grenznähe zu Luxemburg
Die Betrachtung der nachfolgenden Karte zeigt, dass die Wohnorte der Grenzgänger überwiegend nahe an den Grenzen des Großherzogtums liegen. Das zeigt sich etwa in Frankreich, das für den größten Teil der Grenzgänger nach Luxemburg verantwortlich ist: 2022 hatten mehr als das Viertel der in Luxemburg tätigen Grenzgänger ihren Wohnsitz im Arrondissement Thionville (27 % bzw. knapp 56.400 Grenzgänger). Mehr als 13 % dieser Beschäftigten lebt im ebenfalls an der Grenze gelegenen Arrondissement Briey, gefolgt von Metz (8 %). Somit leben in diesen drei Arrondissements 49% der nach Luxemburg einpendelnden Grenzgänger, oder 93 % der Lothringer, die sich entschieden haben, im Großherzogtum zu arbeiten. In Belgien, dem Land mit der längsten Grenze zu Luxemburg (148 km; Deutschland 138 km; Frankreich 73 km), ist eine breitere Verteilung der Grenzgänger entlang der Grenze zu beobachten. Trotzdem leben die Mehrheit der belgischen Grenzgänger im Süden. Im Arrondissement Arlon konzentriert sich 8 % bzw. etwas mehr als 17.400 der nach Luxembourg eipendelnden Grenzgänger. Dieses Arrondissement liegt besonders nah an Luxemburg-Stadt und seiner Umgebung. Dort konzentriert sich der größte Teil der luxemburgischen Wirtschaftstätigkeit, insbesondere aufgrund der Präsenz großer luxemburgischer Arbeitgeber und europäischer Institutionen. Im Arrondissement Virton wohnen 18 % der belgischen Grenzgänger. Saarland und Rheinland-Pfalz, den beiden einzigen deutschen Bundesländern, die eine Grenze zu Luxemburg teilen, nehmen 94% der aus Deutschland kommenden Grenzgänger. So ist auch hier ersichtlich, dass diese Arbeitnehmer überwiegend grenznah wohnen, 8 % wohnen im Kreis Trier-Saarburg (knapp 16.000 Grenzgänger). Es folgt der Eifelkreis Bitburg-Prüm mit 5 %. Auf saarländischer Seite schließlich leben 3 % der in Luxemburg tätigen Grenzgänger im Landkreis Merzig-Wadern (fast 7.160 Menschen). Der Landkreis Saarlouis ist mit einem Anteil von 1% das zweitwichtigste saarländische Wohngebiet der Grenzgänger. Allgemein kann man sagen: Je weiter man sich von den Grenzen des Großherzogtums entfernt, desto geringer der Anteil der Grenzgänger, die in diesen Gebieten leben.
In Luxemburg beschäftigte Grenzgänger nach Wohnort 2021 (zum 31.03.2021)
Autor der Karte: GIS-GR / SIG-GR
Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: IGSS
Anzahl der atypischen Grenzgänger steigt weiter an
Über 13.330 Grenzgänger luxemburgischer Nationalität leben 2022 in Deutschland, Belgien oder Frankreich, arbeiten aber in Luxemburg. Hierbei handelt es sich also um Personen, die Grenzgänger in ihrem eigenen Land sind – atypische Grenzgänger sozusagen. Ein Grund könnte in den gestiegenen Immobilienpreisen in Luxemburg liegen, weswegen immer mehr Bürger sich jenseits der Landesgrenze niederlassen, wo der Immobilienmarkt weniger angespannt ist. Ein anderes Phänomen könnte auch als Erklärung für den Anstieg der Zahl der atypischen Grenzgänger dienen: Nach dem Gesetz des Erwerbs der luxemburgischen Staatsangehörigkeit durch Wiedereinbürgerung können Personen, die einen luxemburgischen Vorfahren haben, als Luxemburger eingebürgert werden, was sicher auch auf einen gewissen Teil der atypischen Grenzgänger hier zutrifft.[1] Die Verteilung betrifft in fast gleichem Ausmaß Frankreich, Deutschland und Belgien (jeweils ein Drittel). Zwischen 2017 und 2022 hat sich ihre Zahl nahezu verdoppelt, wobei der Anstieg in diesem Zeitraum vor allem in Frankreich am größten ist (+141 %).
Seit 2002 durchlief die Entwicklung deutlich unterschiedliche Phasen: Zwischen 2002 und 2009 stiegen die atypischen Grenzgänger vor allem in Deutschland an, zwischen 2011 und 2015 zogen sie dann vor allem nach Belgien. Ab 2016 schließlich übernimmt Frankreich die oberste Stelle ein und nimmt jedes Jahr die meisten atypischen Grenzgänger aus Luxemburg auf.
[1] Im Jahr 2019 haben fast 2.500 Franzosen die luxemburgische Staatsangehörigkeit erworben, sowie 361 Deutsche und 1.335 Belgier (Quelle: www.lesfrontaliers.lu).
Grenzgänger luxemburgischer Nationalität mit Arbeitsort Luxemburg nach Wohnortland 2012-2022 (Anzahl jeweils zum 31.03.)
Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: IGSS