Atypische Grenzgänger in der Großregion

Ein Phänomen, welches für die grenzüberschreitende Arbeitnehmermobilität immer stärker an Bedeutung gewinnt, sind die sogenannten ‚atypischen Grenzgänger‘. Als atypische Grenzgänger werden grenzüberschreitend mobile Arbeitskräfte bezeichnet, die ihren Wohnsitz aus einem Teilgebiet der Großregion in ein anderes verlagert haben, aber weiterhin in ihre ‚angestammte Region‘ an ihren Arbeitsplatz pendeln. Davon abgegrenzt werden die typischen Grenzgänger, die aus ihrer ‚angestammten‘ Region ins benachbarte Ausland pendeln. Diese Unterscheidung erweitert die Definition nach EU-Gemeinschaftsrecht hinsichtlich einer räumlichen Ausrichtung der Pendlerströme.

Bedeutungsgewinn der atypischen Pendlerbewegung

Die Betrachtung der atypischen Pendlerbewegungen auf Basis der aktuell verfügbaren – nach wie vor sehr lückenhaften – Daten1 lässt erkennen, dass analog zum typischen Grenzgängerwesen Frankreich als Wohnland und Luxemburg sowie das Saarland als Arbeitsregionen eine besondere Rolle für die Mobilitätsdynamik spielen. Im Kerngebiet des Kooperationsraums hat sich das Phänomen des atypischen Grenzgängerwesens zahlenmäßig vor allem in den 1990er Jahren an der deutsch-französischen Grenze sowie in der vergangenen Dekade an der luxemburgischen Grenze ausgeweitet.

1 Die Datenlage ermöglicht keine erschöpfende Aussage über die atypischen Grenzgänger in der Großregion. Die folgende von der IBA·OIE vorgenommene Zusammenstellung statistischer Daten und thematischer Informationen stützt sich auf verfügbare Angaben der zuständigen Ämter und wissenschaftliche Studienbefunde.

Atypische Grenzgänger in der Großregion 2022

* Statistische Geheimhaltung
Anzahl der atypischen Grenzgänger in der Großregion 2022
Zusammenstellung:  IBA·OIE | Quellen: IGSS / STATEC, BA

  • Die Zahl der Deutschen, die in Frankreich leben und im Saarland arbeiten, beträgt im Jahr 2022 insgesamt 3.825 Grenzgänger. Sie stellen 27 % aller grenzüberschreitenden Arbeitnehmer aus Frankreich. Bis 2005 stiegt die Anzahl der atypischen Grenzgänger an und erreichte mit 6.670 Personen ihren Höhepunkt. Zwischen 2005 und 2022 hat sich ihre Zahl jedoch um 42,7 % verringert. Dieser Rückgang war auch deutlich ausgeprägter als bei den Grenzgängern französischer Nationalität (-29,5 % im gleichen Zeitraum). In Rheinland-Pfalz wurde 2009 mit 1.032 Personen die bisher höchste Anzahl atypischer Grenzgänger aus Frankreich registriert. Seitdem sind die Rückgänge auch hier deutlich ausgeprägter als bei den Einpendlern französischer Nationalität. Die derzeit insgesamt 638 atypischen Grenzgänger machen in Rheinland-Pfalz ca. 17 % aller Einpendler aus Frankreich aus.
  • Im Großherzogtum machten die atypischen Einpendler im Jahr 2022 ca. 6 % aller Luxemburg-Pendler aus. Demnach ist die Zahl der atypischen Grenzgänger luxemburgischer Nationalität mit 13.350 Personen noch relativ niedrig. Jedoch ist die Anzahl seit 2017 von mehr als 81 % gestiegen. Die atypischen Luxemburg-Einpendler wohnen jeweils um ein Drittel in Deutschland, in Belgien und in Frankreich.