Beschäftigungsquote in der Großregion

Die Beschäftigungsquote ist ein Schlüsselindikator für arbeitsmarktbezogene Analysen und die Darstellung wirtschafts- und beschäftigungspolitischer Zusammenhänge auf europäischer Ebene.

Sie entspricht dem Anteil der Beschäftigten (Erwerbstätigen) an der Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren. In solcher Allgemeinheit bietet der Indikator keine Hinweise über das Arbeitsvolumen, das sich regional sehr unterschiedlich darstellen kann. Wenn die Beschäftigungsquote einen realistischen Aufschluss über die beschäftigungspolitische Lage der Großregion wiedergeben soll, muss beispielsweise der Anteil der Teilzeitarbeitsverhältnisse entsprechend berücksichtigt werden.

2023 erreicht die Beschäftigungsquote in der Großregion 73,9 %

Nach den Daten der EU-Arbeitskräfteerhebung lag die Gesamtbeschäftigungsquote in der Großregion im Jahr 2022 bei 73,9 % und somit unter dem europäischen Durchschnitt von 75,3 %. Die Ergebnisse fielen innerhalb des Kooperationsraums deutlich unterschiedlich aus: Zwischen der höchsten und der niedrigsten Beschäftigungsquote bestand eine Spanne von 15,4 Prozentpunkten. In den beiden deutschen Regionen sowie in Luxemburg bewegten sich die Beschäftigungsraten über dem großregionalen Durchschnitt. Klarer Spitzenreiter sind Rheinland-Pfalz und das Saarland mit einer Beschäftigungsquote von jeweils 80,9% und 79,2%. Luxemburg nimmt mit 74,8 % eine gute mittlere Position ein. Mit Anteilen von 71,8 % und 65,5 % bewegen sich hingegen die Beschäftigungsquoten von Lothringen sowie der Wallonie deutlich unter dem europäischen wie großregionalen Durchschnitt.

Beschäftigungsquote insgesamt und nach Geschlecht 2023

Anteil der Erwerbstätigen im Alter von 20 bis 64 Jahren an der Bevölkerung dieser Altersgruppe in %

*DG Belgien: 2022
Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: Steunpunt Werk

Anstieg der Beschäftigungsquote in der Großregion seit 2023

Die Beschäftigungsquote in der Großregion hat sich im Zeitraum 2013-2023 um 4,1 Prozentpunkte erhöht und liegt seit 2018 leicht unter dem EU-27-Durchschnittswert, der allerdings in der Langzeitbetrachtung seit 2013 eine bessere Entwicklung erlebte (+7,9 Prozentpunkte). Zurückzuführen ist dieses positive Ergebnis der Großregion auf die Entwicklung in Lothringen: (+6,7 Pp) und im Saarland (+5,7 Pp). Es folgen die Veränderungsrate von Luxemburg, mit +3,7 Prozentpunkten, die Wallonie (+3,2 Pp) und Rheinland-Pfalz (+3,1 Pp), die unter dem großregionalen Durchschnitt liegen.

Durch die positive Entwicklung der Beschäftigungsquote hat sich im Jahr 2020 die Lücke zum Europa-2020-Ziel (eine Beschäftigungsquote von 75 %) auf 3,2 Prozentpunkte verringert - wobei die Beschäftigungsquote in diesem Jahr stark unter den Auswirkungen der Coronakrise gelitten hatten. Für die EU-27 lag die Differenz bei 2,8 Prozentpunkten. 2021 sind allerdings alle Beschäftigungsquoten mit der Erholung der Wirtschaft gestiegen. Im Vergleich zum neuen EU-Ziel (78 %) lag die Großregion noch 2023 um 4,1 Punkte zurück (UE27 um 2,7 Pp).

Entwicklung der Beschäftigungsquote insgesamt 2013-2023

Anteil der Erwerbstätigen im Alter von 20 bis 64 Jahren an der Bevölkerung dieser Altersgruppe in %

DG Belgien: 2019 Zeitreihenbruch
Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: Steunpunt Werk

Beschäftigung der Frauen und der Senioren in der Großregion

In der Großregion lag die Beschäftigungsquote von Frauen im Jahr 2023 bei 70,2 % und damit 7,3 Prozentpunkte unter der der Männer (77,5%). Auf europäischer Ebene, wo 70,2 % der Frauen erwerbstätig sind, liegt die Differenz zu den Männern noch einmal höher (10,3 Pp). Innerhalb der Großregion ist die Differenz zwischen den Geschlechtern in allen Teilgebieten erheblich: der „Gender Gap“ bewegt sich zwischen 9,4 Prozentpunkten im Saarland - wo die Beschäftigungsquote der Frauen mit 76,8 % am höchsten liegt - und 6,2 Prozentpunkten in der Wallonie. Der Aktionsplan der europäischen Säule sozialer Rechte legt keinen Zielwert für die Beschäftigungsquote von Frauen fest, sondern weist darauf hin, dass die Mitgliedstaaten die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Beschäftigungsquoten bis 2030 im Vergleich zum Jahr 2019 mindestens halbieren sollten. In der Großregion betrug der Unterschied zwischen Männern und Frauen im Jahr 2019 8,6 Prozentpunkte, so dass er im Jahr 2030 voraussichtlich 4,3 Prozentpunkte betragen wird, was einer weiteren Verringerung um 3 Prozentpunkte gegenüber dem Unterschied im Jahr 2023 entspricht.

Beschäftigungsquote der Großregion im Vergleich zu Europa 2013-2023

Anteil der Erwerbstätigen im Alter von 20 bis 64 Jahren an der Bevölkerung dieser Altersgruppe in %

Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: Steunpunt Werk

Verringerung des Gender Gaps in der Großregion

Zwischen 2013 und 2023 hat die Differenz zwischen männlichen und weiblichen Beschäftigungsquoten von 3,7 Prozentpunkten gesunken (nur 1,5 Pp in der EU). Die großregionale Beschäftigungsquote der Frauen konnte im betrachteten Zeitraum um 6,0 Prozentpunkte zulegen. Der im Vergleich zu den Männern starke Anstieg der Beschäftigungsquote bei den Frauen spiegelt die wachsende aktive Beteiligung der Frauen am Erwerbsleben wider. Auch auf europäischer Ebene zeigen sich diese Entwicklungstrends, vor allem fiel der Anstieg bei den Frauen dort höher (+8,6 Pp) aus. Zurückzuführen ist die starke positive Entwicklung der Beschäftigung von Frauen in der Großregion in erster Linie auf Lothringen und Luxemburg, wo die weiblichen Beschäftigungsquoten zwischen 2013 und 2023 stark angestiegen sind (Lothringen +7,6 Pp und Luxemburg +7,5 Pp). Dagegen bleibt Rheinland-Pfalz (+4,6 Pp) hinter dem großregionalen Durchschnitt. Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens verzeichnet zwischen 2011 und 2018 einen Anstieg der Beschäftigungsquote der Frauen von 4,6 Prozentpunkten, nahe an dem großregionalen Wert. Die regional uneinheitlichen Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Beschäftigungssituation von Frauen einerseits mit dem sozioökonomischen Umfeld und andererseits mit den jeweiligen Arbeitsbedingungen sowie den Organisationsstrukturen im Umfeld des Arbeitsplatzes der Frauen zusammenhängt (wie beispielsweise die angebotenen Betreuungsstrukturen für Kleinkinder).

Im Rahmen der europäischen Säule sozialer Rechte gelten die Verbesserung der beruflichen Integration älterer Erwerbstätiger und die Förderung der Erwerbstätigkeit älterer Menschen als wesentlich für die Erreichung des neuen Ziels einer Beschäftigungsquote von 78 % in der EU bis 2030. Der Arbeit der Älteren kommt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und eines möglichen Fachkräftemangels infolge eines schrumpfenden Erwerbspersonenpotenzials eine höhere strategische Bedeutung zu. Die (Re-)Integration der 55- bis 64-Jährigen in das Beschäftigungssystem stellt eine der wesentlichen Herausforderungen der Arbeitsmarktpolitik dar. Ältere Arbeitskräfte können zudem für die Weitergabe von Wissen, Kompetenzen und Fachkenntnissen an die jüngeren Generationen sorgen.

Mit einer Beschäftigungsquote für ältere Erwerbstätige von 62,4 % lag die Großregion 2023 leicht unter dem europäischen Mittelwert (63,9 %). Das großregionale Ergebnis wurde insbesondere von den hohen Beschäftigungsquoten Älterer in den beiden deutschen Bundesländern (70,9 % im Saarland und 74,2 % in Rheinland-Pfalz) getragen. Die gegrinste Beschäftigungsquote der Senioren verzeichnet Luxemburg (46,4 %). Die Beschäftigungsquote älterer Menschen in Lothringen liegt ebenfalls weit unter dem großregionalen Durchschnitt (51,8 %). Die Rentenreform, die 2023 in Frankreich in Kraft tritt und das gesetzliche Renteneintrittsalter auf 64 Jahre anhebt, dürfte dazu beitragen, dass die Beschäftigungsquote älterer Menschen in den kommenden Jahren steigt.

Beschäftigungsquote Älterer insgesamt und nach Geschlecht 2023

Anteil der Erwerbstätigen im Alter von 55 bis 64 Jahren an der Bevölkerung dieser Altersgruppe in %

*DG Belgien: 2022
Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: Steunpunt Werk

Enormer Anstieg der Beschäftigungsquote Älterer zwischen 2013 und 2023

Der Anstieg der großregionalen Beschäftigungsquote insgesamt seit 2013 ist - neben den Zuwächsen der Erwerbstätigkeit von Frauen - auf die zunehmende Beschäftigung Älterer zurückzuführen. Im Zeitraum 2013 bis 2023 hat sich die Beschäftigungsquote in der Altersgruppe 55 bis 64 Jahre in der Großregion um 11,3 Prozentpunkte gesteigert – eine Entwicklung, die allerdings wenig stark ausfällt als auf europäischer Ebene (EU-27: +15,1 Pp). Auch war die Personengruppe der älteren Arbeitskräfte am wenigsten durch den Abschwung auf dem Arbeitsmarkt in der Covid-Krise betroffen: so ging die Beschäftigungsquote Älterer um 0,4 Pp zurück, während im gleichen Zeitraum die Beschäftigungsquote aller Altersklasse um 1 Punkt sinkt. Die Zuwächse seit 2013 fielen besonders hoch aus im Saarland und in der Wallonie (+11,4 bzw. +13,1 Pp). Die anderen Teilregionen verzeichnen Entwicklungen unter dem großregionalen Wert. Die positiven Ergebnisse der deutschen Bundesländer dürfen allerdings nicht überinterpretiert werden, da in Deutschland die Zunahme der Beschäftigung Älterer zum Teil auch auf Entwicklungen in der Altersstruktur der Bevölkerung zurückzuführen ist – der demografische Wandel in Deutschland bringt relativ wenige nachrückende Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt, so dass die Älteren in Beschäftigung gehalten werden müssen. Zudem wirken sich die unterschiedlichen Gesetzgebungen zur Rente der jeweiligen Teilregionen auf die zu beobachtende Beschäftigungsquote aus.

Entwicklung der Beschäftigungsquote Älterer 2013-2023

Anteil der Erwerbstätigen im Alter von 55 bis 64 Jahren an der Bevölkerung dieser Altersgruppe in %

DG Belgien: 2019 Zeitreihenbruch
Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: Steunpunt Werk

Ältere Männer arbeiten häufiger als ältere Frauen…

Unterschiede zwischen den Beschäftigungsquoten für ältere Erwerbstätige bestehen nicht nur zwischen den Regionen, sondern auch zwischen den Geschlechtern: Ältere Männer arbeiteten in der Großregion häufiger als Frauen. Die Differenz lag 2023 bei 7,4 Prozentpunkten und damit unterhalb des EU-Niveaus (12,1 Pp). Innerhalb der Großregion weist das Saarland, die größte Differenz aus (11,0 Pp). Danach folgt Rheinland-Pfalz mit 9,1 Prozentpunkten. Der kleinste Abstand zwischen ältere Männer und Frauen wurde in Lothringen verzeichnet (4,8 Pp).

…trotz eines stärkeren Anstiegs der weiblichen Beschäftigungsquote von Älteren

Im Jahr 2013 lag die geschlechtsspezifische Differenz in der Großregion noch bei 12,3 Prozentpunkten. Die Beschäftigungsquoten älterer Frauen und Männer haben sich im Zeitraum 2013-2023 also deutlich angenähert (um 4,9 Prozentpunkte). Zurückzuführen ist dies auf die stärkere Zunahme der Beschäftigung älterer Frauen in der Großregion (Frauen: +13,7 Pp, Männer: +8,8 Pp). Auf europäischer Ebene hat sich der Geschlechterunterschied auch deutlich reduziert (-2,0 Prozentpunkte). Die Beschäftigungsquoten sowohl der älteren Frauen (+16,0 Pp) als auch der älteren Männer (+14,0 Pp) sind stärker angestiegen als auf großregionaler Ebene.

Beschäftigungsquote Älterer in der Großregion im Vergleich zu Europa 2013-2023

Anteil der Erwerbstätigen im Alter von 55 bis 64 Jahren an der Bevölkerung dieser Altersgruppe (in %, nach Geschlecht)

Berechnungen: IBA·OIE
Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: Steunpunt Werk

Weite Spanne in der Beschäftigungsquote Jugendlicher innerhalb der Großregion

Die Beschäftigungsquote der jungen Menschen lag in der Großregion im Jahr 2023 bei 37,5 % und damit 2,3 Prozentpunkte über dem europäischen Mittel (35,2 %). Im interregionalen Vergleich sind große Unterschiede zwischen der niedrigsten und der höchsten Beschäftigungsquote festzustellen: Die Rate war in Rheinland-Pfalz (54,3 %) und im Saarland (48,2 %) mehr als doppelt so hoch wie in der Wallonie (20,8 %). Darüber hinaus ist die Beschäftigungsquote der jungen Menschen auch in 2020 gesunken. Zwischen 2020 und 2023 ist sie wieder gestiegen, und zwar stärker als bei der Altersklasse der 20- bis 64-Jährigen (+4,6 Pp gegenüber 2,1 Pp).

Für die zwischen den Teilregionen bestehenden Unterschiede in der Beschäftigungsquote Jugendlicher lassen sich verschiedene Gründe anführen: Die insgesamt überdurchschnittlichen Quoten der beiden deutschen Regionen dürften strukturell bedingt sein und vor allem mit der traditionell hohen Bedeutung des Systems der dualen Berufsausbildung zusammenhängen. Auch in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens erfreut sich die betriebliche Ausbildung einer großen Beliebtheit, was den enormen Unterschied in der Beschäftigungsquote junger Menschen zur Wallonie erklärt. Die niedrigen Werte in den französischsprachigen Teilgebieten der Großregion können auf Schwierigkeiten, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, zurückzuführen oder durch die Verlängerung des Studiums bedingt sein. Hier sind in der Altersgruppe 15-24 Jahre sind viele junge Leute nicht in Beschäftigung, da sie sich für einen schulischen oder hochschulischen Bildungsweg entschieden haben. Nach ihrem Abschluss werden sie dem Arbeitsmarkt dann (größtenteils) zur Verfügung stehen. Eine niedrige Beschäftigungsquote ist darum nicht unbedingt problematisch. Für eine Problemanalyse sind die Indikatoren der Jugendarbeitslosigkeit und vor allem die der NEET-Rate (Jugendliche, die sich nicht in Beschäftigung, Aus- oder Weiterbildung befinden) aussagekräftiger (als Ergänzung können Sie sich das Schwerpunktthema des WSAGR-Berichts 2023/2024 ansehen).

Jugend-Beschäftigungsquote insgesamt und nach Geschlecht 2023

Anteil der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 24 Jahren an der Bevölkerung dieser Altersgruppe (in %, nach Geschlecht)

*DG Belgien : 2022
Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: Steunpunt Werk