Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe
Der Wirtschaftssektor der produzierenden Industrie (NACE B-F) umfasst Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden (B), verarbeitendes Gewerbe (C), Energieversorgung (D), Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen (E) und das Baugewerbe (F). Gemessen an der Zahl der Arbeitsplätze stellt das verarbeitende Gewerbe den wichtigsten Industriesektor dar, da hier im Jahr 2022 über zwei Drittel der Beschäftigten des produzierenden Gewerbes in der Großregion tätig sind.
Verarbeitendes Gewerbe in der Großregion auf dem Rückzug
In den vergangenen 10 Jahren musste die Großregion einen deutlichen Rückgang der Beschäftigtenzahl im verarbeitenden Gewerbes verzeichnen. 2022 entspricht dies rund 43.200 Industrie-Arbeitnehmer weniger als im Jahr 2002, ein Rückgang um -5,8%. Im Gegensatz zur Europäischen Ebene, die sich mit +3,6% Industriebeschäftigten deutlich steigerte. Allerdings ist der Rückgang in der Großregion nicht in allen Teilregionen gleich stark ausgeprägt.
Arbeitnehmerbeschäftigung im verarbeitenden Gewerbe
Entwicklung der Anzahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe zwischen 2003 und 2022/23 (2003 = 100)
Berechnungen: IBA·OIE
Quellen:
Wallonien, DG Belgien: ICN, Comptes régionaux
Saarland, Rheinland-Pfalz: Erwerbstätigenrechnung der Länder
Lothringen: INSEE (Estimations d‘emploi; vorläufige Daten für 2021 und 2022)
EU 27, Luxemburg: Eurostat
Lothringen, das fast vier von zehn Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe verloren hat, ist von einer weitaus stärkeren Deindustrialisierung betroffen als andere Teile der Großregion (-37,8%, d.h. 58.500 Beschäftigte weniger) und auch als in Frankreich (-20,8 % zwischen 2003 und 2022). Trotz dieser negativen Entwicklung bleibt das verarbeitende Gewerbe in Lothringen im Vergleich zur französischen Wirtschaft insgesamt überrepräsentiert, denn im Jahr 2022 sind noch 12,4% der lothringischen Arbeitnehmer in diesem Sektor beschäftigt, gegenüber 9,5% der französischen Arbeitnehmer.
In den anderen Teilregionen der Großregion ist ab 2003 ein leichter Rückgang der Beschäftigtenzahlen im verarbeitenden Gewerbe zu verzeichnen, bevor diese 2008 wieder ansteigen. Zu Beginn der Finanzkrise erreichte die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe in der Großregion, mit Ausnahme von Lothringen, praktisch wieder das Niveau von 2003. Innerhalb von zwei Jahren, zwischen 2008 und 2010, ging die Zahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe in der Großregion jedoch zurück (-4,9%), wobei dieser Rückgang alle Teilregionen betraf, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Während sich der Rückgang in Rheinland-Pfalz auf 2,7% beschränkt, ist er in Lothringen mit 10,4% doppelt so hoch wie in der Großregion.
Ab 2010 scheinen sich die Industrien im Saarland und in Rheinland-Pfalz besser von der Wirtschaftskrise zu erholen, während sie in Wallonien, der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und in Luxemburg weiterhin Arbeitskräfte verlieren. Diese Trends kehren sich ab 2014/2015 um: Die Zahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe stabilisiert sich in Rheinland-Pfalz, geht im Saarland zurück, während sie in Luxemburg, der Deutschsprachigen Gemeinschaft und in der Wallonie wieder ansteigt.
Im Jahr 2020 schließlich führten die Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung der Covid-19-Epidemie, u.a. Kurzarbeit, zur Verlangsamung oder gar Einstellung der Produktionsketten der Industrieunternehmen und zu einer Störung der globalen Lieferketten. Dies hatte eine weitere Beschleunigung des Rückgangs des verarbeitenden Gewerbes zur Folge. Zwischen 2019 und 2020 verzeichnete die Zahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe in der Großregion einen Rückgang um 2,7%. Von diesem Rückgang sind alle Teilbereiche betroffen. Am stärksten betroffen ist das Saarland: es verlor innerhalb eines Jahres genauso viele Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe wie zwischen 2003 und 2019 (-12,2% zwischen 2003 und 2020 vs. -6,4% zwischen 2019 und 2020). Das Vorkrisenniveau wurde auch bis 2022 nicht mehr erreicht und die wirtschaftliche Lage lässt auch keinen Aufwärtstrend für das verarbeitende Gewerbe erkennen.
Verteilung der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe
Verteilung in der Großregion
Arbeitnehmerbeschäftigung nach Teilregionen und nach ausgewählten Wirtschaftszweigen im verarbeitenden Gewerbe in der Großregion im Jahr 2022 bzw. 2023
Berechnungen: IBA·OIE
Quellen: Wallonie, DG Belgien (2022): ICN | Saarland, Rheinland-Pfalz: Bundesagentur für Arbeit | Lorraine (2022): INSEE | Luxemburg: IGSS
Im Jahr 2023 waren in der Großregion 652.064 Arbeitnehmer im verarbeitenden Gewerbe beschäftigt. Jeder zweite Arbeitnehmer in diesem Sektor arbeitete in Rheinland-Pfalz, das deutlich vor der Wallonie (Anteil von 18,8%), liegt. Es folgt die ehemalige Region Lothringen mit einem Industrieanteil von 14,8% an der Großregion, danach das Saarland mit einem Anteil von 13,5%. Die restlichen 4,9% entfallen auf die Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe in Luxemburg.
Die Aufschlüsselung nach Wirtschaftsbranchen zeigt, dass die Metallindustrie mit fast 113.500 Beschäftigten (17,4%) die Branche mit den meisten Industriearbeitnehmern in der Großregion ist, gefolgt von der Nahrungsmittelindustrie mit 90.800 Beschäftigten (13,9%), der Gummi- und Kunststoffindustrie (11,8%) und dem Maschinenbau der (11,2%). Die Automobilindustrie beschäftigt 11,1% der Arbeitnehmer des verarbeitenden Gewerbes der Großregion, gefolgt von der chemischen Industrie (10,2%).
Regionale Verteilung der Beschäftigten nach Wirtschaftszweigen im verarbeitenden Gewerbe
Arbeitnehmerbeschäftigung im verarbeitenden Gewerbe im Saarland
Verteilung der Beschäftigten nach ausgewählten Wirtschaftszweigen im verarbeitenden Gewerbe im Saarland 2023 (Stand 30.06.)
Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Im Jahr 2023 verzeichnet das verarbeitende Gewerbe im Saarland 88.324 Beschäftigte und ist stark sektoral geprägt, da zwei Sektoren die Hälfte der Beschäftigten auf sich vereinen: ein Viertel arbeitet in der Metallindustrie und ein Viertel in der Automobilindustrie. Danach folgen der Maschinenbau und die Nahrungsmittelindustrie, in denen ebenso ein Viertel der Beschäftigten tätig ist (15,0% bzw. 9,7%). Die Gummi- und Kunststoffindustrie und der Bereich Herstellung von Möbeln, sonstiges Waren und Reparatur von Maschinen und Ausrüstungen sind wichtige Industriezweige im Saarland, in denen jeweils mehr als 7% der Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes tätig sind.
In der Pandemie, zwischen 2019 und 2020, verzeichnete das verarbeitende Gewerbe im Saarland den stärksten Rückgang der Beschäftigtenzahl in der Großregion (-6,4%). Der Stellenabbau in der Industrie setzt sich seither fort, wenn auch in geringerem Maße.
Arbeitnehmerbeschäftigung im verarbeitenden Gewerbe in Rheinland-Pfalz
Verteilung der Beschäftigten nach ausgewählten Wirtschaftszweigen im verarbeitenden Gewerbe in Rheinland-Pfalz 2023 (am 30.06.)
Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Im Jahr 2023 zählt das verarbeitende Gewerbe in Rheinland-Pfalz 312.738 Beschäftigte. Sie verteilen sich gleichmäßiger als beispielsweise im Saarland auf die verschiedenen Wirtschaftszweige: demnach gibt es sechs Branchen des Verarbeitenden Gewerbes, in denen zwischen 10 und 16 Prozent der Beschäftigten tätig sind und die 78% der Gesamtbeschäftigtenzahl auf sich vereinen. An der Spitze steht die Chemische Industrie (16,3% der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe) - eine Besonderheit in der Großregion, da der Sektor in den anderen Teilregionen nur sehr schwach vertreten ist. So sind gut drei Viertel der Beschäftigten der chemischen Industrie in der Großregion in Rheinland-Pfalz tätig. Weitere wichtige Branchen im Land, gemessen an der Zahl der Beschäftigten, sind die Metallindustrie und der Maschinenbau mit jeweils 14% der Beschäftigten, gefolgt von der Gummi- und Kunststoffindustrie (11,9%), der Nahrungsmittelindustrie und dem Fahrzeugbau (10,8 bzw. 10,4%).
Auch in Rheinland-Pfalz war das verarbeitende Gewerbe besonders stark von der Pandemie betroffen und verlor zwischen 2019 und 2020 etwas mehr als 10.000 Beschäftigte, was etwa 3,4% der Beschäftigtenzahl entspricht. Das Vorkrisenniveau wurde seither ebenfalls nicht mehr erreicht.
Arbeitnehmerbeschäftigung im verarbeitenden Gewerbe in der Wallonie
Verteilung der Beschäftigten nach ausgewählten Wirtschaftssektoren im verarbeitenden Gewerbe in der Wallonie 2022
Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: ICN, Comptes régionaux
Im Jahr 2022 zählt das verarbeitende Gewerbe in der Wallonie 122.739 Beschäftigte, von denen die Hälfte in drei Sektoren tätig ist: in der Nahrungsmittelindustrie (21,1%), in der Metallindustrie (16,4%) und in der Gummi- und Kunststoffindustrie (13,3%). An vierter Stelle steht die Pharmaindustrie, mit einem Anteil von 11,8% der wallonischen Arbeitnehmer des verarbeitenden Gewerbes. Ähnlich wie in Rheinland-Pfalz, wo die Mehrheit der Arbeitnehmer in der Großregion in der chemischen Industrie beschäftigt ist, verfügt die Wallonie über eine starke Präsenz der Pharmaindustrie auf ihrem Gebiet und vereint mehr als die Hälfte (54,7%) der Arbeitnehmer dieses Sektors in der Großregion auf sich. In der Holz- und Papierindustrie und der chemischen Industrie schließlich sind etwas mehr als 7% der wallonischen Arbeitnehmer im verarbeitenden Gewerbe beschäftigt.
In der Pandemie, zwischen 2019 und 2020, hat das wallonische verarbeitende Gewerbe den Schwierigkeiten, die der Sektor zu bewältigen hatte, besser standgehalten als die anderen Teilregionen der Großregion und nur einen leichten Rückgang der Beschäftigtenzahl um 1,3% verkraften müssen. Im Jahr 2022 wurde auch fast das Vorkrisenniveau erreicht.
Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens
Verteilung der Beschäftigten nach ausgewählten Wirtschaftszweigen im verarbeitenden Gewerbe in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens 2022
Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: ICN, Comptes régionaux
Im Jahr 2022 zählt das verarbeitende Gewerbe in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens 5.065 Beschäftigte. Über 70% der Beschäftigten konzentrieren sich auf vier Sektoren, in denen jeweils zwischen 16 und 19% der Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes tätig sind. Die Metallindustrie (18,7%) liegt vor der Gummi- und Kunststoffindustrie (17,9%) und der Nahrungsmittelindustrie (17,4%). Auch in der Herstellung von elektrischen Ausrüstungen sind viele Arbeitnehmer beschäftigt (15,9%), was auf eine gewisse Besonderheit der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens im Vergleich zu den anderen Teilgebieten hinweist, in denen diese Branche einen geringeren Anteil hat. Die Bekleidungsindustrie (8,2%) und die Holz- und Papierindustrie (7,2%) belegen die Plätze fünf und sechs.
Während der Pandemie (zwischen 2019 und 2020) verlor das verarbeitende Gewerbe in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens zwar nur 220 Beschäftigte, was aber immerhin einem Rückgang von 4,3% entspricht. Nach einer leichten Erholung wurde das Vorkrisenniveau fast wiederhergestellt.
Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe in Luxemburg
Verteilung der Arbeitnehmer nach ausgewählten Wirtschaftszweigen im verarbeitenden Gewerbe in Luxemburg 2023 (am 31.03.)
Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: IGSS
Im Jahr 2023 zählt die verarbeitende Industrie in Luxemburg 32.081 Beschäftigte. Fast die Hälfte der Beschäftigten entfällt auf die Metallindustrie (25,1%) und die Gummi- Kunststoffindustrie (21,7%). Wenn man die Nahrungsmittelindustrie (14,7%) und den Maschinenbau (13,1%) hinzurechnet, stellt man fest, dass drei Viertel der Industriebeschäftigten des Großherzogtums in diesen vier Branchen tätig sind. Die Holz- und Papierindustrie sowie die Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen beschäftigen ebenfalls viele Arbeitnehmer des verarbeitenden Gewerbes, jedoch in geringerem Maße als die vier anderen bereits erwähnten Branchen.
In der Pandemie ging die Anzahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe in Luxemburg 2020 im Vergleich zu 2019 ebenfalls zurück (-1,4%) und nährt sich 2023 langsam dem Vorkrisenniveau an.
Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe in Lothringen
Verteilung der Beschäftigten nach ausgewählten Wirtschaftszweigen im verarbeitenden Gewerbe in Lothringen 2022
Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: INSEE (2022 vorläufig)
Im Jahr 2022 zählte das verarbeitende Gewerbe in Lothringen 96.182 Beschäftigte. Wie auf der Ebene der Großregion sind die beiden Sektoren des verarbeitenden Gewerbes mit den meisten Beschäftigten die Metallindustrie (18,6%) und die Nahrungsmittelindustrie (18,5%), gefolgt von der Automobilindustrie mit einem Anteil von 12,3%. Schließlich spielen der Wirtschaftszweig "Herstellung von Möbeln, sonstiges verarbeitendes Gewerbe, Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen" (10,6%) und die Kunststoff- (10,3%) sowie die Holz- und Papierindustrie (9,5%) eine wichtige Rolle für das verarbeitende Gewerbe Lothringens.
Während der Pandemie blieb die lothringische Industrie von der Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit nicht verschont. Zwischen 2019 und 2020 verloren alle Branchen Beschäftigte und das verarbeitende Gewerbe verzeichnete einen Rückgang von -1,6%, von dem sich die Branche bis dato nicht erholt hat.