Grenzgänger nach Wirtschaftssektoren
2023 waren 85 % der Luxemburger im (halb-)öffentlichen Sektor tätig
Betrachtet man die Verteilung der drei relevanten Arbeitnehmergruppen auf dem luxemburgischen Arbeitsmarkt nach Wirtschaftsbranchen, so zeichnet sich eine Segmentierung und damit auch eine starke Abhängigkeit Luxemburgs von externen Arbeitskräften in bestimmten Branchen ab. Der (halb-)öffentliche Bereich wird von luxemburgischen Arbeitskräften dominiert, wie etwa die öffentliche Verwaltung (85 %), die Energieversorgung (56 %) und das Gesundheits- und Sozialwesen (40 %). Die Hinwendung der Luxemburger zu diesen Branchen liegt weitgehend in der Beherrschung der luxemburgischen Sprache sowie in der luxemburgischen Staatsbürgerschaft begründet, die oftmals Zugangsvoraussetzungen für Arbeitsplätze im (halb-)öffentlichen Dienst bilden. Außerdem ist die zunehmende Konzentration von Luxemburgern in der öffentlichen Verwaltung durch die dort vorzufindenden krisenfesten und gut dotierten Arbeitsplätze motiviert.[1] So kommt es, dass die IGSS für 2022 genau 46.940 gebietsansässige Luxemburger für diesen Sektor ausweist, was 37 % aller Beschäftigten mit luxemburger Nationalität und Wohnort entspricht.
[1] Vgl. Wille, Christian: Grenzgänger und Räume der Grenze. Raumkonstruktionen in der Großregion SaarLor-Lux (Luxemburg-Studien / Etudes luxembourgeoises, Bd. 1), Frankfurt/M., Peter Lang, 2012, S. 282ff.
Ansässige Ausländer und Grenzgänger im privaten Sektor beschäftigt
Des Weiteren ist eine hohe Konzentration von ansässigen Ausländern in privaten Haushalten mit Personal (74 %), in den exterritorialen Organisationen und Körperschaften (52 %) sowie im Gastgewerbe (50 %) aus-zumachen. Ferner sind sie mit 32 % im Baugewerbe vertreten, wobei Grenzgänger hier bereits die Hälfte der Arbeitskräfte (59 %) stellen. In anderen Branchen haben Grenzgänger noch mehr Gewicht. Dies gilt etwa im Verarbeitenden Gewerbe (70 %), in Handel und Reparatur (61 %), in der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (58%), in Information und Kommunikation (53%) oder in der Wasserversorgung bzw. Entsorgung und Ähnliches (51%). Der Vergleich der Anteile von Grenzgängern und ansässigen Ausländern in den jeweiligen Branchen zeigt, dass sich innerhalb des privatwirtschaftlichen Sektors Konkurrenzverhältnisse einerseits und Spezialisierungen beider Personengruppen andererseits abzeichnen.
In Luxemburg beschäftigte Arbeitnehmer nach Wirtschaftssektoren und Herkunftsgebiet
In Luxemburg beschäftigte Arbeitnehmer nach Wirtschaftssektoren (NACE Rev. 2) und Herkunftsgebiet am 31.03.2023 (Verteilung in %)
Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: IGSS
Deutsche vor allem im Baugewerbe, Franzosen und Belgier in Handel und Reparatur von Kraftfahrzeugen stark vertreten
Bei der Betrachtung der Gruppe der Grenzgänger nach Herkunftsregionen lassen sich auch im Jahr 2023 branchenspezifische Differenzierungen feststellen. Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Arbeitnehmer in den in der Grafik aufgeführten Branchen konzentriert sich ein hoher Anteil der Grenzgänger mit Wohnsitz in Frankreich auf die Bereiche Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (28 %). Grenzgänger aus Deutschland sind am stärksten im Baugewerbe vertreten, aber auch in der Finanz- und Versicherungsbranche sowie im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel und Automobilwesen. In diesem Sektor sind aber mehr Franzosen und Belgier vertreten, gefolgt von der Finanz- und Versicherungsbranche sowie den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen ex-aequo mit dem Baugewerbe. Das Verarbeitende Gewerbe ist traditionell stark von Pendlern aus Frankreich geprägt, die hier 53 % aller Grenzgänger stellten.
Branchenschwerpunkte von in Luxemburg beschäftigten Grenzgängern
Branchenschwerpunkte (NACE Rev.2) von in Luxemburg beschäftigten Grenzgängern nach Herkunftsländern am 31.03.2023 (Verteilung in %)
Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: IGSS
Der Bereich „Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen“ verbucht mit einem Plus von rund 2.250 Stellen den größten Zuwachs
Die abhängige Beschäftigung in Luxemburg hat zwischen 2022 und 2023 um 2,6 % zugelegt. Die höchste Wachstumsrate ist bei den ansässigen Ausländern (3,0 %) zu verzeichnen, gefolgt von den Grenzgängern und den Arbeitnehmern mit luxemburgischer Nationalität (jeweils 2,6 % und 1,9 %). In der Branchenbetrachtung gab es die größten Zuwächse in absoluten Zahlen bei den Freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (+2.250 Stellen), im Gesundheits- und Sozialwesen (+1.930 Stellen), in der öffentlichen Verwaltung, der Verteidigung und der Sozialversicherung (+1.900 Stellen) und in der Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (+1.710 Stellen).
- Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen: Zwischen 2022 und 2023 ist die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich um 4,9 % (d.h. um 2.250 Stellen) gestiegen. 48 % der Stellen in diesem Bereich sind mit Grenzgängern besetzt. Von der positiven Beschäftigungsentwicklung in dieser Branche profitierten in erster Linie die ansässigen Ausländer (+9,3 %). Unter den Grenzgängern verzeichnen diejenigen aus Frankreich (+3,2 %) und aus Belgien (+1,6 %) die größten Entwicklungen.
- Gesundheits- und Sozialwesen: Die 1.930 neuen Stellen entsprechen einem Zuwachs von 4,3 %. Der Großteil entfiel hierbei auf Grenzgänger (+1.230 oder +6,7 %) davon stellen diejenigen mit Wohnort in Frankreich die Mehrheit dar (+640). Die positiven Entwicklungen der vergangenen Jahre sind weniger auf die Auswirkungen der Gesundheitskrise zurückzuführen als auf den steigenden Pflegebedarf im Zusammenhang mit der Alterung der Bevölkerung.
- Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung: Zwischen 2022 und 2023 ist die Branche um 1.900 Stellen gewachsen (+3,6 %). Von dieser Entwicklung profitieren vor allem französische und belgische Grenzgänger (+12,7 % bzw. +7,5 %). In absoluten Zahlen verzeichnen jedoch die Einwohner mit luxemburgischer Staatsangehörigkeit den stärksten Anstieg (+1.390 Personen), jedoch zeugen die Entwicklungen bei den Grenzgängern von der Offenheit dieses Sektors.
- Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen: Zwischen 2023 und 2023 beläuft sich der Zuwachs in der Branche auf 3,3 %. Der Anstieg um 1.710 Arbeitsplätze wurde sehr stark von den in Luxemburg ansässigen Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit sowohl in absoluten als auch in relativen Werten getragen (+880 bzw. +5,7 %).