2022 waren 86 % der Luxemburger im (halb-)öffentlichen Sektor tätig

Betrachtet man die Verteilung der drei relevanten Arbeitnehmergruppen auf dem luxemburgischen Arbeitsmarkt nach Wirtschaftsbranchen, so zeichnet sich eine Segmentierung und damit auch eine starke Abhängigkeit Luxemburgs von externen Arbeitskräften in bestimmten Branchen ab. Der (halb-)öffentliche Bereich wird von luxemburgischen Arbeitskräften dominiert, wie etwa die öffentliche Verwaltung (86 %), die Energieversorgung (59 %) und das Gesundheits- und Sozialwesen (41 %). Die Hinwendung der Luxemburger zu diesen Branchen liegt weitgehend in der Beherrschung der luxemburgischen Sprache sowie in der luxemburgischen Staatsbürgerschaft begründet, die oftmals Zugangsvoraussetzungen für Arbeitsplätze im (halb-)öffentlichen Dienst bilden. Außerdem ist die zunehmende Konzentration von Luxemburgern in der öffentlichen Verwaltung durch die dort vorzufindenden krisenfesten und gut dotierten Arbeitsplätze motiviert.[1] So kommt es, dass die IGSS für 2022 genau 45.550 gebietsansässige Luxemburger für diesen Sektor ausweist, was 36 % aller Beschäftigten mit luxemburger Nationalität und Wohnort entspricht.

[1] Vgl. Wille, Christian: Grenzgänger und Räume der Grenze. Raumkonstruktionen in der Großregion SaarLor-Lux (Luxemburg-Studien / Etudes luxembourgeoises, Bd. 1), Frankfurt/M., Peter Lang, 2012, S. 282ff.

Ansässige Ausländer und Grenzgänger im privaten Sektor beschäftigt

Des Weiteren ist eine hohe Konzentration von ansässigen Ausländern in privaten Haushalten mit Personal (74 %), im Gastgewerbe (51 %) sowie in der Erziehung und Unterricht (40 %) aus-zumachen. Ferner sind sie mit 33 % im Baugewerbe vertreten, wobei Grenzgänger hier bereits die Hälfte der Arbeitskräfte (58 %) stellen. In anderen Branchen haben Grenzgänger noch mehr Gewicht. Dies gilt etwa im Verarbeitenden Gewerbe (70 %), in Handel und Reparatur (60 %), in Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden (57%), in den wirtschaftlichen Dienstleistungen (57%), in Information und Kommunikation (53%) oder in den freiberuflichen wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (49%). Der Vergleich der Anteile von Grenzgängern und ansässigen Ausländern in den jeweiligen Branchen zeigt, dass sich innerhalb des privatwirtschaftlichen Sektors Konkurrenzverhältnisse einerseits und Spezialisierungen beider Personengruppen andererseits abzeichnen.

In Luxemburg beschäftigte Arbeitnehmer nach Wirtschaftssektoren und Herkunftsgebiet

In Luxemburg beschäftigte Arbeitnehmer nach Wirtschaftssektoren (NACE Rev. 2) und Herkunftsgebiet am 31.03.2022 (Verteilung in %)
Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: IGSS

Deutsche vor allem im Baugewerbe, Franzosen und Belgier in Handel und Reparatur von Kraftfahrzeugen stark vertreten

Bei der Betrachtung der Gruppe der Grenzgänger nach Herkunftsregionen lassen sich auch im Jahr 2022 branchenspezifische Differenzierungen feststellen. Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Arbeitnehmer in den in der Grafik aufgeführten Branchen konzentriert sich ein hoher Anteil der Grenzgänger mit Wohnsitz in Frankreich auf die Bereiche Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (28 %). Grenzgänger aus Deutschland sind am stärksten im Baugewerbe vertreten, aber auch in der Finanz- und Versicherungsbranche sowie im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel und Automobilwesen. In diesem Sektor sind aber mehr Franzosen und Belgier vertreten, gefolgt von der Finanz- und Versicherungsbranche sowie den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen. Das Verarbeitende Gewerbe ist traditionell stark von Pendlern aus Frankreich geprägt, die hier 52 % aller Grenzgänger stellten.

Branchenschwerpunkte von in Luxemburg beschäftigten Grenzgängern

Branchenschwerpunkte (NACE Rev.2) von in Luxemburg beschäftigten Grenzgängern nach Herkunftsländern am 31.03.2022 (Verteilung in %)
Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: IGSS

Der Bereich „Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen“  verbucht mit einem Plus von rund 2.990 Stellen den größten Zuwachs

Die abhängige Beschäftigung in Luxemburg hat zwischen 2021 und 2022 um 3,6 % zugelegt. Die höchste Wachstumsrate ist bei den Grenzgängern (4,3 %) zu verzeichnen, gefolgt von den ansässigen Ausländern und den Arbeitnehmern mit luxemburgischer Nationalität (jeweils 3,9 % und 2,1 %). In der Branchenbetrachtung gab es die größten Zuwächse in absoluten Zahlen bei den Freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (+2.990 Stellen), im Gesundheits- und Sozialwesen (+2.010 Stellen), in der öffentlichen Verwaltung, der Verteidigung und der Sozialversicherung (+1.800 Stellen) und imGastgewerbe (+1.700 Stellen). Danach folgt das Baugewerbe (+1.390 Stellen).

 

  • Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen: Zwischen 2021 und 2022 ist die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich um 6,9 % (d.h. um 2.990 Stellen) gestiegen. 48 % der Stellen in diesem Bereich sind mit Grenzgängern besetzt. Von der positiven Beschäftigungsentwicklung in dieser Branche profitierten in erster Linie die ansässigen Ausländer (+8,9 %). Unter den Grenzgängern, verzeichnen diejenigen aus Frankreich (+7,8 %) und aus Deutschland (+6,5 %) die größten Entwicklungen.
  • Gesundheits- und Sozialwesen: Die 2.010 neuen Stellen entsprechen einem Zuwachs von 4,6 %. Der Großteil entfiel hierbei auf Grenzgänger (+1.440 oder +8,6 %) davon stellen diejenigen mit Wohnort in Frankreich die Mehrheit dar (+510). Die positiven Entwicklungen der vergangenen Jahre sind weniger auf die Auswirkungen der Gesundheitskrise zurückzuführen, als auf den steigenden Pflegebedarf im Zusammenhang mit der Alterung der Bevölkerung.
  • Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung: Zwischen 2020 und 2021 ist die Branche um 1.800 Stellen gewachsen (+3,5 %). Von dieser Entwicklung profitieren vor allem französische und belgische Grenzgänger (+20,4 % bzw. +15,9 %). In absoluten Zahlen verzeichnen jedoch die Einwohner mit luxemburgischer Staatsangehörigkeit den stärksten Anstieg (+1.210 Personen), jedoch zeugen die Entwicklungen bei den Grenzgängern von der Offenheit dieses Sektors.
  • Gastgewerbe: Zwischen 2021 und 2022 beläuft sich der Zuwachs in der Branche auf 8,8 %. Der Anstieg um 1.700 Arbeitsplätze wurde sehr stark von den in Luxemburg ansässigen Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit getragen (+880).  Relativ gesehen verzeichnen jedoch die gebietsansässigen Luxemburger mit +17,5 % den stärksten Anstieg. Zwischen 2020 und 2021 beliefen sich die Verluste in diesem Sektor, der von den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie besonders betroffen ist, auf 1.560 (-7,5 %), die hauptsächlich ausländische Staatsangehörige betrafen (-920 Arbeitsplätze).
  • Baugewerbe: Zwischen 2021 und 2022 wurden im Baugewerbe 1.390 neue Verträge abgeschlossen (+2,8 %). Die meisten neuen Beschäftigten sind Grenzgänger (knapp 88 %), wovon die aus Frankreich stammenden am zahlreichsten sind (+830).Die Zahl der französischen Grenzgänger ist damit auch höher als die der Deutschen und der Belgier (14.160 gegenüber 8.900 bzw. 6.550 Personen).

 

In Luxemburg beschäftigte Arbeitnehmer nach Wirtschaftsbereichen 2022

In Luxemburg beschäftigte Arbeitnehmer nach Wirtschaftszweigen (NACE Rev. 2) und Herkunftsland am 31.03.2022 (Verteilung in %).
Berechnungen: IBA-OIE | Quelle: IGSS