Anstieg der Grenzgängerbeschäftigung - nah am Vorkrisenniveau

Am 31. März 2023 zählte Luxemburg 222.380 Grenzgänger aus den angrenzenden Regionen, von denen über die Hälfte (53,7 %) aus Frankreich und jeweils ein knappes Viertel (23,3 und 23,0 %) aus Deutschland und Belgien kam. Damit gibt es immer noch einen Anstieg der Beschäftigten aus den umliegenden Regionen. Allerdings ist die Entwicklung der Grenzgängerströme seit zwanzig Jahren von zwei großen Krisen geprägt worden: die Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009 und Coronakrise im Jahr 2020. Vor allem vor 2009 entstanden im Großherzogtum mehr Arbeitsplätze als mit ansässigen Arbeitskräften besetzt werden konnten.

Nach der Krise gab es eine deutliche Verlangsamung des Beschäftigungswachstums bei den Grenzgängern, das aber seit 2014 wieder steigt und erreicht vor der Coronakrise in 2019 +5,0 %. 2020 verlangsamte sich die Erhöhung der Grenzgängerzahl wieder. Zum ersten Mal seit 2013 liegt die Zunahme der Grenzgängerzahl im Zeitraum 2019-2020 unter dem Vorjahresniveau. Ab 2020 erreicht diese Entwicklung wieder Vorkrisenniveau mit +3,8 %, und 2021 +4,3 % sprich 8.960 zusätzliche Personen. 2023 ist jedoch eine weitere Verlangsamung zu beobachten mit einem Anstieg der Zahl der Grenzgänger um 2,7 %.

Auch der Anteil der Grenzgänger an der Gesamtbeschäftigung ist bis 2008 stetig gewachsen. Seit 2009 ist er dagegen nahezu konstant und liegt bei 44 %. Dieser Anteil geht aber ab 2015 wieder nach oben und erreicht 2023 47,0 %, den höchsten jemals erreichten Wert.

Grenzgänger aus Deutschland und aus Belgien in vergleichbarer Anzahl

Bereits seit einigen Jahren zeichnet sich eine Konvergenz des Einpendlerstroms aus Belgien und Deutschland ab, die auf das rapide Anwachsen der Grenzgängerzahlen aus den deutschen Bundesländern zurückzuführen ist. Denn während im Jahr 2004 noch 7.000 mehr Belgier als Deutsche in Luxemburg arbeiteten, verringerte sich diese Differenz in den Folgejahren spürbar. Im Jahr 2023 beträgt der Abstand ca. 800 Personen zugunsten der Deutschen

In Luxemburg beschäftigte Grenzgänger nach Herkunftsländern 2013-2023

Anzahl der in Luxemburg beschäftigte Grenzgänger nach Herkunftsländern 2013-2023 (zum 31.03.)
Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: IGSS

Entwicklung der in Luxemburg beschäftigte Grenzgänger nach Herkunftsländern 2014-2023

In Luxemburg beschäftigte Grenzgänger nach Herkunftsländern 2014-2023 (zum 31.03.), Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: IGSS

Beschäftigungsentwicklung von Grenzgängern und Ansässigen zwischen 2022 und 2023

Nach dem „tableau de bord“ des luxemburgischen Netzwerks RETEL zur Arbeitsmarktbeobachtung wurden zwischen Januar 2022 und Januar 2023 154.410 neue Stellen geschaffen. 19 % davon wurden mit Luxemburgern besetzt, 38 % mit luxemburgischen Einwohnern ausländischer Nationalität und 42 % mit Grenzgängern. Dem standen 140.640 beendete Arbeitsverhältnisse gegenüber, bei denen die Verteilung vergleichbar war. Rechnet man allerdings die genaue Differenz aus, ergibt sich für die Luxemburger ein Zuwachs von nur 110 Beschäftigungsverhältnissen, während der Unterschied bei den anderen beiden Gruppen bedeutend höher liegt: 7.920 für die ausländischen Einwohner Luxemburgs und 5.740 für die Grenzgänger. [1] Darunter entfallen 4.450 Stellen auf Franzosen, 820 und 470 Stellen auf Belgier bzw. Deutsche.

[1] Vgl. RETEL: Tableau de bord du marché du travail luxembourgeois, 2023

Entwicklung der Arbeitnehmerbeschäftigung in Luxembourg 2022-2023

Entwicklung der Arbeitnehmerbeschäftigung in Luxemburg nach Nationalität und Wohnort zwischen Januar 2022 und Januar 2023 (ohne Leiharbeiter)
Darstellung: IBA·OIE | Quelle: RETEL

Zahl der Grenzgänger in den letzten 40 Jahren gestiegen

Die Grenzgängerzahlen im Großherzogtum erhöhen sich seit den 1980er Jahren stetig. Nach der Erdölkrise zwischen 1973 und 1978 und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Montanindustrie zog das Beschäftigungswachstum aufgrund des Ausbaus des Dienstleistungssektors deutlich an. Im Jahr 1980 lag der Anteil der Grenzgänger an der Gesamtbeschäftigung noch bei 8 %, zehn Jahre später belief er sich bereits auf 18 % [2]. Ab 1986 setzte der Boom im Finanzsektor ein und die Belgier, die bis dahin die größte Gruppe der Grenzgänger in Luxemburg stellten, wurden 1987 von den Franzosen abgelöst. Diese Entwicklung bleibt dem Aufschwung unternehmensbezogener Dienstleistungen bei gleichzeitigem Rückgang verschiedener Industriezweige geschuldet, in denen belgische Grenzgänger stark vertreten waren. Auch drängten immer mehr Franzosen auf den luxemburgischen Arbeitsmarkt infolge von Entlassungswellen und Umbrüchen in den ehemaligen Hochburgen der Eisen- und Stahlindustrie an ihren Wohnorten. Der weitere Aufschwung und die damit verbundene Nachfrage nach qualifizierten Beschäftigten im Kredit- und Versicherungswesen, in den unternehmensnahen Dienstleistungen oder im Handel begünstigten in den Folgejahren die Entwicklung des Grenzgängerwesens.

Die folgende Grafik zeigt den markanten Anstieg der in Luxemburg beschäftigten Arbeitnehmer seit 1975, deren Anzahl sich seither mehr als verdreifacht hat. Während die Anzahl der in Luxemburg ansässigen Arbeitnehmer sich jedoch nur verdoppelt hat, verzeichneten die Grenzgänger einen Anstieg um den Faktor 20. 2003 waren 105.140 Grenzgänger in Luxemburg beschäftigt – diese Zahl hat sich bis heute mehr als verdoppelt. Zentrale Eckdaten dieser Entwicklung sind das Jahr 1995, in dem die Zahl der Grenzgänger erstmalig höher lag als die der beschäftigten ansässigen Ausländer, und das Jahr 2001, in dem erstmalig mehr Grenzgänger als Arbeitnehmer luxemburgischer Staatsbürgerschaft im Großherzogtum arbeiteten..

[2] Vgl. STATEC : Les mutations de l’emploi de 1960 à 2010. Le Luxembourg 1960-2010. Juni 2012

Beschäftigungsentwicklung in Luxemburg 1975-2023

Beschäftigungsentwicklung in Luxemburg (Arbeitnehmer in Tsd.) 1975-2023 (Jahresdurchschnitt)
* Zeitreihenbruch
Berechnungen: IBA·OIE | Quelle: STATEC