Arbeitslosigkeit in der Großregion
Die Messung der Arbeitslosigkeit in der Großregion kann auf zwei verschiedene Arten analysiert werden: zum einen anhand der von EUROSTAT gelieferten und nach dem ILO-Konzept harmonisierten Daten, die einen internationalen Vergleich ermöglichen, und zum anderen anhand der Zahlen der Arbeitsagenturen der einzelnen Teilregionen der Großregion. Auf dieser Seite finden Sie eine Reihe von Indikatoren, die aus Daten von EUROSTAT stammen, wie z.B. die Arbeitslosenquote nach Alter und Geschlecht sowie die Langzeitarbeitslosigkeit. Die Daten der regionalen Arbeitsagenturen sind auf dieser Seite abrufbar.
Arbeitslosenquote nach EUROSTAT
Die im Rahmen der EU-Arbeitskräfteerhebung erfasste und nach dem ILO-Konzept harmonisierte Arbeitslosenquote betrug im Jahr 2023 in der Großregion 5,4 % und lag damit 0,7 Prozentpunkt unter dem europäischen Niveau von 6,0 Prozent. Hinter dem großregionalen Wert verbergen sich aber große Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen: Rheinland-Pfalz (3,0 %) und das Saarland (3,0 %) verzeichneten 2023 eine deutlich geringere Arbeitslosenquote als der Durchschnitt der Großregion, während der Arbeitsmarkt in der Wallonie und in Lothringen schlechter dastand (8,2 % bzw. 7,4 %). Die Arbeitslosenquote der DG Belgien (6,1 %) konnte sich zwar positiv von der Wallonie abheben, bewegte sich aber dennoch oberhalb des großregionalen Mittels.
Frauenarbeitslosigkeit in der Großregion niedriger als die der Männer
Im Jahr 2023 lag die Frauenarbeitslosigkeit in der Großregion mit einer Quote von 5,2 % leicht unterhalb derjenigen der Männer (5,9 %). Auf europäischer Ebene hingegen ist die Situation umgekehrt: Die Arbeitslosenquote der Frauen ist höher als die der Männer (6,3 % gegenüber 5,8 %). Bis auf die Wallonie (1,5 Pp) sind innerhalb der Großregion nur geringe Unterschiede, unter einem Prozentpunkt, in der Höhe der Arbeitslosenquoten nach Geschlecht auszumachen.
Arbeitslosenquote insgesamt und nach Geschlecht 2023
Anteil der Arbeitslosen im Alter von 15 Jahren und mehr an den Erwerbspersonen der Altersgruppe in %
*Großregion: Männer und Frauen ohne Saarland
Berechnungen IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: ADG
Entwicklung der Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit in der Großregion und EU
In den folgenden Absätzen finden Sie noch weitere Informationen zur Arbeitslosigkeit, darunter die Entwicklung der Arbeitslosigkeit, die Situation der Großregion gegenüber der EU sowie Daten zur Langzeitarbeitslosigkeit.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Rückgang der großregionalen Arbeitslosigkeit seit 2013
Die Entwicklung der Arbeitslosenquote im Zeitraum 2013 bis 2023 zeigt einen Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Großregion um 2,5 Prozentpunkte. In Luxemburg ist die Quote in diesem Zeitraum am schwächsten gesunken (-0,7 Pp.). Zwischen 2013 und 2015 steigt die Arbeitslosenquote leicht an, bevor sie bis 2019 um fast 3 Pp. auf 5,2% sinkt. Im Jahr 2020 wirkt sich die Gesundheitskrise stark auf den Arbeitsmarkt aus, was sich insbesondere durch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 6,0 % in den Jahren 2020 und 2021 bemerkbar macht. Ab 2022 sinkt die Arbeitslosenquote in der Großregion wieder und erreicht in den Jahren 2022 und 2023 5,4%.
Entwicklung der Arbeitslosenquote von 2013 bis 2023
Anteil der Arbeitslosen im Alter von 15 Jahren und mehr an den Erwerbspersonen der Altersgruppe in %
Berechnungen IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: ADG
Unterschiedliche Entwicklungen der Arbeitslosenquoten innerhalb der Großregion
Innerhalb des Kooperationsraums hat sich die Situation der Arbeitslosigkeit seit 2013 insgesamt verbessert: Lothringen (-4,7 Pp) und die Wallonie (-3,2 Pp) konnten im Betrachtungszeitraum den größten Rückgang verzeichnen. Im Vergleich dazu lag diese in der Großregion bei - 2,5 Pp. In Luxemburg nahm die Arbeitslosigkeit um 0,7 Prozentpunkt ab. In den beiden deutschen Ländern gab es Rückgänge um 2,7 Pp im Saarland und 1,0 Pp in Rheinland-Pfalz.
Bis 2015 stieg die Arbeitslosenquote in Lothringen an und erreichte 2015 einen Wert von 12,2 %. Seitdem ist sie allmählich auf 6,9 % im Jahr 2022 zurückgegangen, nachdem sie 2020 während der Gesundheitskrise um 0,6 Prozentpunkte angestiegen war. Die Arbeitslosenquote in Lothringen steigt 2023 erneut an und erreicht 7,4 %.
Die Entwicklung der Arbeitslosenquote in der wallonischen Region verzeichnet einen ähnlichen Verlauf als in Lothringen, mit einem Anstieg zwischen 2013 und 2015, als sie 11,8 % erreichte, und einem Rückgang bis 2019 (7,1 %). Im Jahr 2020 steigt sie sehr leicht an - der geringste Anstieg unter den Teilregionen - und steigt weiter bis 2021 (8,8 %). Ab 2022 geht sie wieder zurück und erreicht 2023 8,2 %.
Ähnlich verlief die Entwicklung in Luxemburg, ein Anstieg der Arbeitslosenquote zwischen 2013 und 2015 auf6,7 % und geht dann bis 2019 zurück (5,6 %). Im Jahr 2020 ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Zusammenhang mit der Gesundheitskrise in Luxemburg mit +1,2 Pp am stärksten. Im Jahr 2022 sinkt die luxemburgische Arbeitslosenquote weiter auf 4,6 %. Ähnlich wie in Lothringen steigt die Arbeitslosenquote 2023 erneut an (5,2 %).
Zwischen 2013 und 2022 erreicht in der Deutschsprachige Gemeinschaft Belgien die Arbeitslosenquote im Jahr 2014 mit 8,8 % ihren Höchststand und sinkt dann bis 2019. Der zwischen 2019 und 2020 beobachtete Anstieg (+0,4 %) wird schon ab 2021 ausgeglichen (6,2 % %). 2023 erreicht die Arbeitslosenquote in der deutschsprachigen Gemeinschaft 6,1 %.
Auch die beiden deutschen Teilgebiete verzeichnen ähnlichen Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Im Saarland ist die Arbeitslosenquote von 2013 bis 2019 rückläufig und erreicht 3,7 %. Da für 2020 keine Daten vorliegen, können wir die Auswirkungen der Gesundheitskrise nicht bewerten, obwohl der Anstieg der Zahl der Arbeitssuchenden - über 5.500 zusätzliche Arbeitssuchende im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019, was einem Anstieg von +16,8 % entspricht (LINK zum Schwerpunktthema "Auswirkungen der Gesundheitskrise auf den Arbeitsmarkt in der Großregion") - auf einen Anstieg der Arbeitslosenquote im Jahr 2020 schließen lässt. Im Jahr 2022 steigt die Arbeitslosenquote auf 3,7 % und geht 2023 wieder zurück (3,3 %). In Rheinland-Pfalz geht die Arbeitslosenquote zwischen 2013 und 2019 ebenso zurück und erreicht 2,7 %. Im Jahr 2020 steigt die Arbeitslosenquote um fast 1 Prozentpunkt auf 3,6 %. Ab 2021 sinkt die rheinland-pfälzische Arbeitslosenquote und liegt somit im Jahr 2023 bei 3,0 %.
Seit 2013 sinkt die Arbeitslosigkeit von Frauen unter die von Männern
Die Arbeitslosenquote der Frauen war lange Zeit höher als die der Männer, wird aber seit 2012 niedriger. Der Abstand zwischen den beiden Geschlechtern hat sich in den letzten zehn Jahren kaum verändert, bleibt aber zugunsten der Frauen. Zwischen 2013 und 2023 sind die Rückgänge der Arbeitslosenquoten für Frauen (-2,9 Pp) höher als für Männer (-2,2 Pp). Auf der Ebene der EU-27 ist die Situation umgekehrt (-5,2 gegenüber. -5,5 Pp). Die in den Jahren 2020 und 2021 beobachteten Anstiege werden ab 2022 verringert. Der 2023 auf großregionaler Ebene beobachtete Abstand beträgt 0,6 Pp. Schließlich haben sich seit 2013 die Unterschiede zwischen den Arbeitslosenquoten von Männern und Frauen auf europäischer Ebene und auf der Ebene der Großregion weitgehend verringert, insbesondere bei den Männern, deren Quoten nahezu identisch sind: 5,9% in der Großregion und 5,8% auf europäischer Ebene.
Arbeitslosenquote in der Großregion im Vergleich zu Europa 2013-2023
Anteil der Arbeitslosen im Alter von 15 Jahren und mehr an den Erwerbspersonen der Altersgruppe in %
*GR. Region: ohne Saarland
Berechnungen IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS, DG Belgien: ADG
Langzeitarbeitslosigkeit
In 2023 sind 36,8% der Arbeitslosen in der Großregion länger als ein Jahr arbeitslos
Die Langzeitarbeitslosenquote ist ein Indikator für strukturelle Probleme des Arbeitsmarktes. Mit zunehmender Dauer von Arbeitslosigkeit gehen auch eine Vielzahl individueller Probleme einher: So haben von Langzeitarbeitslosigkeit betroffene Personen häufiger gesundheitliche und psychische Probleme, erfahren mit zunehmender Dauer ihrer Erwerbslosigkeit einen Ver-lust ihrer erworbenen Qualifikationen, beruflichen Kenntnisse und Erfahrungen und sind durch materielle Verarmung zunehmend auch von sozialer und kultureller Isolation betroffen. Langzeitarbeitslosigkeit führt zu einer dauerhaften Abkopplung vom Erwerbsleben und wirft die Frage auf, wie die Beschäftigungsfähigkeit der Betroffenen aufrechterhalten werden kann, um die spätere berufliche Wiedereingliederung zu fördern. Die Betreuung der Langzeitarbeitslosen und die Berufsausbildung – einschließlich Aufrechterhaltung bzw. Ausweitung der Kompetenzen oder Umschulung – spielen eine wesentliche Rolle, damit die betroffenen Personen aus ihrer Isolierung herausfinden und wieder eine Beschäftigung aufnehmen (vgl. Schwerpunktthema IBA·OIE 2022).
Im Jahre 2023 waren in der Großregion 36,8% der Arbeitslosen seit mehr als einem Jahr ohne Beschäftigung. Ihr Anteil an den Erwerbspersonen betrug 2,1%. Im europäischen Durchschnitt war der Anteil der Langzeitarbeitslosen unter den Arbeitslosen etwas niedriger (35,0%) und beträgt ebenso 2,1% der Erwerbspersonen.
Im Kooperationsraum gab es 2023 proportional die meisten Langzeitarbeitslosen in der deutschsprachigen Gemeinschaft: mehr als jeder zweite Arbeitslose (50,7%) waren davon betroffen. In die Wallonie ist die Situation ähnlich, wo fast jeder zweite Arbeitslose seit mindestens einem Jahr nicht mehr arbeitet (47,7 %), sie machen 3,9 % der Erwerbspersonen aus.. Rheinland-Pfalz, Lothringen und Luxemburg verzeichnen alle Werte unter dem großregionalen Durchschnitt (jeweils 29,4; 25,9 und 31,8%). Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an der Erwerbsbevölkerung variiert jedoch innerhalb dieser Regionen: Rheinland-Pfalz ist die einzige Teilregion, die einen Wert unter 1,0 % verzeichnet.
Deutlicher Rückgang der Langzeitarbeitslosen unter den Arbeitslosen zwischen 2013 et 2023. Der Rückgang auf der Ebene der EU-27 war mit -13,5 Pp. deutlich höher. Innerhalb der Teilregionen verzeichnete Lothringen mit -16,2 Pp den stärksten Rückgang, gefolgt von Rheinland-Pfalz (-6,3 Pp), das damit noch unter dem großregionalen Durchschnitt liegt. Die Wallonie ebenfalls mit -3,8 Pp. In Luxemburg ist der Anteil der Langzeitarbeitslose seit 2013 um 1,4 Pp gestiegen.
Methodischer Hinweis: Eine Änderung der Definition in der neuen Beschäftigungserhebung von INSEE (das französische statistische Amt) führt zu einem Rückgang der Zahl der Langzeitarbeitslosen. Ziel dieser Änderung ist es, die bisher verwendete Erhebungsmethode mit den Empfehlungen der ILO übereinzustimmen. So sind die ab 2021 erhobenen Daten genauer und mit den Daten anderer Länder vergleichbar, da die alte Methode dazu neigte, die Zahl der Langzeitarbeitslosen zu überschätzen. Weitere Informationen finden Sie hier:
www.insee.fr/fr/statistiques/5402123 (12.11.2024)
Anteil der Langzeitarbeitslosen in der Großregion 2013 und 2023
Anteil der Langzeitarbeitslosen (seit mehr als 12 Monaten arbeitslos) unter den Arbeitslosen in %
Lorraine: 2021 Zeitreihenbruch
*Saarland: keine Daten vorhanden
**GR. Region: 2013-2023 ohne Sarland
Berechnungen: IBA·OIE | Quellen: EUROSTAT - LFS; DG Belgien: ADG
Rückgang des Anteils der Langzeitarbeitslosen an den Erwerbspersonen in den letzten zehn Jahren
Zwischen 2013 und 2023 war der Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Erwerbspersonen in der Großregion leicht rückläufig (-1,6 Pp); im Durchschnitt der EU-27 ist die Langzeitarbeitslosenquote in diesem Zeitraum günstig um 3,4 Prozentpunkt gefallen. In allen Teilgebieten ging die Langzeitarbeitslosenquote in den vergangenen zehn Jahren zurück. Den stärksten Rückgang verzeichnete Lothringen mit -3,2 Pp. Luxemburg verzeichnet nur einen sehr leichten Rückgang (0,1 Pp).
Langzeitarbeitslosenquote in 2013 und 2023
Anteil der Langzeitarbeitslosen im Alter von 15 Jahren und mehr an den Erwerbspersonen derselben Altersgruppe, in %
Lorraine: 2021 Zeitreihenbruch
*Saarland: keine Daten vorhanden
**GR. Region: 2013-2023 ohne Saarland
Berechnungen IBA·OIE | Quellen: Eurostat – LFS
Der Anstieg der Zahl der Langzeitarbeitslosen während der Gesundheitskrise
Es ist wichtig, zu betonen, dass die Gesundheitskrise besonders starke Auswirkungen auf die Langzeitarbeitslosigkeit hatte. Wie im Schwerpunktthema „den Auswirkungen der Gesundheitskrise auf den Arbeitsmarkt in der Großregion“ ausführlich beschrieben, war die Langzeitarbeitslosigkeit besonders deutlich von der Gesundheitskrise, was vor allem auf eine deutliche Verlangsamung des Arbeitsmarktes infolge der Eindämmungsmaßnahmen und der Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit zurückzuführen ist. Diese Situation führte zu einem erheblichen Stillstand auf dem Arbeitsmarkt, was einen abrupten Anstieg der Zahl der Arbeitssuchenden zur Folge hatte.