Atypische Grenzpendler sind Grenzgänger, die ihren Wohnsitz von ihrem Herkunftsland in ein Nachbarland verlegt haben, aber in ihrem Heimatland arbeiten. Sie sind also Grenzgänger in ihrem eigenen Land. Das unterscheidet sie von den typischen Grenzpendlern, die ihre "Herkunftsregion" verlassen, um täglich zu ihrer Arbeit ins benachbarte Ausland zu pendeln. Dies Phänomen ist besonders bemerkbar in Luxemburg, das innerhalb der Großregion die größte Anzahl an grenzüberschreitenden Arbeitnehmern hat. Tatsächlich lebten im Jahr 2020 10.960 atypische, luxemburgische Grenzpendler in Frankreich, Belgien oder Deutschland. Zwischen 2019 und 2020 verließen zusätzlich über 1.000 Luxemburger ihr Land, um sich jenseits der Grenze niederzulassen.
Ein Grund könnte in den gestiegenen Immobilienpreisen in Luxemburg liegen, weswegen immer mehr Bürger sich jenseits der Landesgrenze niederlassen, wo der Immobilienmarkt weniger angespannt ist. Ein anderes Phänomen erklärt jedoch den Anstieg der Zahl der atypischen Grenzgänger. Nach dem Gesetz des Erwerbs der luxemburgischen Staatsangehörigkeit durch Wiedereinbürgerung können Personen, die einen luxemburgischen Vorfahren haben, als Luxemburger eingebürgert werden, was auch einen gewissen Teil der atypischen Grenzgänger hier betrifft. Im Jahr 2019 haben fast 2.500 Franzosen die luxemburgische Staatsangehörigkeit erworben, sowie 361 Deutsche und 1.335 Belgier. In den statistischen Datenbanken der IGSS hat die luxemburgische Staatsbürgerschaft im Falle einer doppelten Staatsbürgerschaft Vorrang. Daher ist es hier nicht möglich, auf der Grundlage der IGSS-Daten zwischen den beiden oben genannten Fällen zu unterscheiden.
Im Jahr 2020 verzeichnete Belgien die höchste Zahl an atypischen, luxemburgischen Grenzgängern (3.840 Personen). Allerdings ist die positive Entwicklung in Frankreich am stärksten gewesen: zwischen 2019 und 2020 steigt diese Zahl von 3.090 auf 3.500, was einem Anstieg von 13,3% entspricht. Dieser Anstieg ist allerdings deutlich niedriger im Vergleich zu den vorherigen Jahren (2018‑2019: +24,6% / 2017-2018: +31,2%). Der Anstieg in Deutschland und Belgien zwischen 2019 und 2020 ist sowohl prozentual als auch in absolut vergleichbar (9,0%, d.h. 300 Personen bzw. 9,1%, d.h. 320 Personen).
Der Anteil der atypischen, luxemburgischen Grenzgänger an allen Grenzgängern variiert von Land zu Land. Beispielsweise machen dieser 8,1% des Grenzgängerstroms aus Belgien aus und nur 3,4% des aus Frankreich. Diese Angaben sind jedoch vor dem Hintergrund der sehr hohen Anzahl französischer Grenzgänger (103.630 im Jahr 2020) zu sehen.