Newsletter März 2025
2022 zählt das Verarbeitende Gewerbe in der Großregion 43.000 Beschäftigte weniger als vor 10 Jahren
Zwischen 2012 und 2022 ist die Zahl der Beschäftigten in der verarbeitenden Industrie um rund 43.200 Personen zurückgegangen, was einem Rückgang von - 5,8 % entspricht. Dies steht im Gegensatz zur europäischen Ebene, die mit + 3,6 % der Industriebeschäftigten im gleichen Zeitraum einen deutlichen Anstieg verzeichnete. Der Rückgang ist jedoch nicht in allen Teilräumen der Großregion gleichmäßig ausgeprägt.
Die Teilregionen Saarland und Lothringen verzeichnen zwischen 2012 und 2022 die größten Verluste (-17.200 Beschäftigte im Saarland und -16.100 in Lothringen, d.h. -15,9% bzw. -14,4%). Trotz dieser negativen Entwicklung bleibt das verarbeitende Gewerbe in Lothringen im Vergleich zur französischen Wirtschaft insgesamt weiterhin überrepräsentiert, im Jahr 2022 sind noch 12,4 % der lothringischen Beschäftigten in diesem Sektor tätig, gegenüber 9,5 % der französischen Beschäftigten. Dieser Anteil ist im Saarland und in Rheinland-Pfalz etwas höher als auf nationaler Ebene. Luxemburg verzeichnete im gleichen Zeitraum einen Anstieg der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe um 2,3 %, was etwa 800 zusätzlichen Beschäftigten entspricht.
Je nach Teilregion ist auch die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen im verarbeitenden Gewerbe in diesem Zeitraum sehr unterschiedlich: So verzeichnen die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens und Luxemburg zwischen 2012 und 2019 einen Anstieg der Beschäftigtenzahlen in der Industrie, während die Beschäftigtenzahlen in Lothringen und im Saarland zurückgehen. In Wallonien geht die Zahl der Beschäftigten in der verarbeitenden Industrie zwischen 2012 und 2016 zurück, verzeichnet danach aber bis 2019 einen Anstieg. Im Jahr 2020 führten die Eindämmungs- und Kurzarbeitsmaßnahmen, mit denen die Ausbreitung der Covid-19-Epidemie gebremst werden sollte, zu einer Verlangsamung oder gar zum Stillstand der Produktionsketten in der Industrie und zu einer Beeinträchtigung der globalen Lieferketten. Dies beschleunigte die Abwärtsentwicklung des verarbeitenden Gewerbes zusätzlich.
Zwischen 2019 und 2020 verzeichnete die Zahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe in der Großregion einen Rückgang um 2,7%. Von diesem Rückgang sind alle Teilregionen betroffen. Am stärksten betroffen ist das Saarland, das innerhalb eines Jahres genauso viele Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe verloren hat wie seit 2003 (-6.700 Arbeitnehmer oder -12,2% zwischen 2003 und 2019 gegenüber -6.500 Arbeitnehmer oder -6,4% zwischen 2019 und 2020). Im Jahr 2022 war das Vorkrisenniveau immer noch nicht wieder eingetreten, und auch die jüngste Wirtschaftslage deutet nicht auf einen Aufwärtstrend im verarbeitenden Gewerbe hin.
Methodik: Der Wirtschaftssektor Produzierendes Gewerbe (NACE B-F) umfasst den Bergbau und die Gewinnung von Steinen und Erden (B), das verarbeitende Gewerbe (C), die Energieversorgung (D), die Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen (E) und das Baugewerbe (F). Gemessen an der Zahl der Arbeitsplätze ist das verarbeitende Gewerbe der wichtigste Wirtschaftssektor, da hier im Jahr 2022 mehr als zwei Drittel der Beschäftigten des produzierenden Gewerbes in der Großregion tätig sind.
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Industrie in der Europäischen Union in Schwierigkeiten
Der Industriesektor hat derzeit in Europa mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Auf der Ebene der Europäischen Union (EU) ging die Industrieproduktion im Laufe des Jahres 2023 deutlich zurück (-4,4 % zwischen Januar 2023 und Januar 2024).1 Die Situation in den einzelnen Ländern ist jedoch sehr heterogen: Laut EUROSTAT ging die Industrieproduktion zwischen Januar 2024 und Januar 2025 in Frankreich (-1,5%) und Deutschland (-1,8%) zurück. Im Gegensatz dazu, konnten Belgien (+0,8 %) und Luxemburg (+1,8 %) noch eine einen Anstieg vermelden. Viele Industriezweige leiden unter der ausländischen Konkurrenz, insbesondere aus China und den USA, wo die Industrie stark subventioniert wird, und unter den hohen Energiepreisen, was zu einer mangelnden Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie führt.2
Bei der Eröffnung des Europäischen Industriegipfels in Antwerpen am 26. Februar 2025 hat die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, ein Maßnahmenpaket zur Senkung der Energiekosten und zur Förderung „grüner“ Technologien (oder „Clean-Tech“) vorgestellt, das sind Unternehmen, die Batterien, Windräder oder Solarmodule herstellen. Das Maßnahmenpaket sieht auch eine Vereinfachung des Lieferkettengesetzes vor, um die Mehrheit der Unternehmen zu entlasten.3
[1] EUROSTAT (2025) : Euro-indicateurs : La production industrielle en hausse de 0,8% dans la zone euro et de 0,3% dans l’UE. ec.europa.eu/eurostat/fr/web/products-euro-indicators/w/4-13032025-ap (27.03.2025)
[2] RFI (2024) : Comment expliquer les difficultés de l'industrie européenne? www.rfi.fr/fr/podcasts/aujourd-hui-l-%C3%A9conomie/20241125-comment-expliquer-les-difficult%C3%A9s-de-l-industrie-europ%C3%A9enne (27.03.2025)
[3] Tagesschau (2025) : EU will Industrie entlasten und Klimaziele einhalten. www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/eu-gruener-industriedeal-100.html (27.03.2025)