Newsletter November 2024
Rückgang der Grenzgängerströme nach Luxemburg
Nach der Statistik der IGSS (Inspection Générale de la Sécurité Sociale du Luxembourg) waren zum 29. März 2024 in Luxemburg 2.570 mehr Grenzgänger beschäftigt als im Jahr 2023. Mit Ausnahme des Jahres 2020 (Zeit der Gesundheitskrise) muss man bis ins Jahr 2013 zurückgehen, um einen schwächeren Anstieg zu beobachten: +1.870 Personen im Vergleich zum Vorjahr. Die 2024 beobachtete Entwicklung scheint die 2023 begonnene Dynamik fortzusetzen, d.h. eine Verlangsamung des Anstiegs der Neueinpendler nach Luxemburg
Nach einer deutlichen Erholung in den Jahren 2021 und 2022 (+3,9 bzw. +4,3%) begann sich der Grenzgängerzuwachs 2023 zu verlangsamen (+2,7%), bis er 2024 +1,2% erreichte. Unter den aus Deutschland, Belgien und Frankreich stammenden Grenzgängern ist zu beobachten, dass der Anstieg in Deutschland und Belgien mit einer Entwicklung von + 0,4 bzw. + 0,3 % am geringsten ist, was in absoluten Zahlen + 190 bzw. + 140 Personen entspricht. Die Anzahl der aus Frankreich stammenden Grenzgänger liegt 2023 um 2.240 höher, obwohl dies etwas weniger als die Hälfte des zwischen 2022 und 2023 beobachteten Anstiegs (+ 4.510 Personen) entspricht.
Dieser Trend der Verlangsamung betrifft im Grunde den gesamten Arbeitsmarkt in Luxemburg: Zwischen 2022 und 2023 wurden fast 12.300 neue Arbeitnehmer gezählt, während es zwischen 2023 und 2024 nur noch 4.270 zusätzliche Arbeitnehmer waren. Es ist daher denkbar, dass die seit ein oder zwei Jahren etwas verlangsamte Wirtschaftslage in Luxemburg eine der Erklärungen für diese Arbeitsmarktentwicklungen ist. Betrachtet man die Veränderungen bei den Arbeitnehmer nach Grenzgängern, in Luxemburg Ansässigen mit bzw. ohne luxemburgische Staatsangehörigkeit, so fällt auf, dass die Verlangsamung insbesondere die nicht-luxemburgischen Ansässigen betrifft. Diese waren im Jahr 2024 zahlenmäßig weniger vertreten als 2023 (-0,2%, d. h. -230 Personen). Gleichzeitig verzeichnen die Ansässigen mit luxemburgischer Staatsangehörigkeit einen Zuwachs von +1,5%, was 1.930 zusätzlichen Arbeitnehmern entspricht. Diese Zunahme liegt nur geringfügig unter den Entwicklungen der Vorjahre.
Auswirkungen der Polykrisen im Pendlergeschehen
Ein Blick auf die detaillierte Aufschlüsselung nach Wirtschaftsbereichen zeigt deutlich den Beschäftigungsrückgang im Immobiliensektor (-220), im Handel (-550), in der verarbeitenden Industrie (-770) und vor allem im Baugewerbe (-2 630), das sich in einer besonderen Situation befindet1. Die verschiedenen Arbeitnehmergruppen sind je nach Branche unterschiedlich stark betroffen: Im verarbeitenden Gewerbe entfallen fast 50% der Arbeitsplatzverluste auf Grenzgänger; im Baugewerbe sind es in erster Linie die ansässigen Ausländer mit einem Rückgang von fast 10% betroffen. Im Grundstücks- und Wohnungswesen sowie im Handel sind es schließlich die in Luxemburg Ansässigen mit bzw. ohne luxemburgische Staatsangehörigkeit, die in ähnlichen Anteilen zum Rückgang der Arbeitnehmer beitragen.
Die derzeite Situation der Polykrisen in unseren Volkswirtschaften wirft Fragen zur Zukunft unserer Arbeitsmärkte und damit auch zur Zukunft unseres Kooperationsraums auf. Es wird interessant sein, die zukünftige Entwicklung der Grenzgängerströme nach Luxemburg, aber auch in die anderen Teilregionen der Großregion zu beobachten. Die verlangsamte Wirtschaftslage in bestimmten Sektoren, wie in der Industrie, im Baugewerbe oder auch durch einen Folgeeffekt im Immobiliensektor, wirkt sich auf die Beschäftigung der ansässigen Arbeitnehmer und der Grenzgänger aus. Gleichzeitig ist ein besseres Gleichgewicht zwischen Privat- und Berufsleben nach wie vor hochaktuell und veranlasst einige Arbeitnehmer, ihre Prioritäten in Bezug auf die Zeit, die sie außer Haus verbringen, oder auch die Entlohnung zu überdenken - und das in einer Zeit, in der die Kaufkraft allgemein sinkt.
1STATEC (2024) : Conjoncture Flash octobre 2024 : La situation reste critique pour la construction. https://statistiques.public.lu/fr/actualites/2024/conjflash-10-24.html (28.11.2024)